Die Strombranche in der Schweiz ist eine Zweiklassengesellschaft. Die kleinen Elektrizitätswerke sind reich: Sie verkaufen Strom grösstenteils an gebundene Kunden wie Haushalte. Und sie leben gut davon. Die Grosskonzerne sind finanziell angeschlagen. Alpiq und Axpo leiden unter tiefen Strompreisen auf dem freien Markt. Es ist jedoch nicht lange her, da haben sie grosszügig Dividenden ausbezahlt. In den letzten zehn Jahren gemeinsam über 1,7 Milliarden Franken.
Bundesrat will, dass Aktionäre einspringen
Die Grosskonzerne wollen ihre Krise auch mit Subventionen überwinden. Über 100 Millionen Franken wurden über die Energiestrategie 2050 bewilligt. Doch mehr Geld will der Bund nicht sprechen. Vielmehr forderte Bundesrätin Doris Leuthard die Aktionäre auf, die Firmen zu unterstützen.
Alpiq und Axpo haben ein sehr breites Aktionariat. Das sind zahlreiche Kantone und eine Vielzahl von grossen, mittelgrossen und kleinen Elektrizitätsversorgern, denen es finanziell ausgesprochen gut geht. Der operative Cashflow mittelgrosser Elektrizitätsunternehmen hat sich sehr gut entwickelt: Von 400 Millionen Franken im Jahr 2007 auf 600 Millionen im Jahr 2016. Ein Plus von 50 Prozent, wie eine Studie im Auftrag des Bundesamts für Energie zeigt.
«Wir können nicht zusätzlich in Alpiq investieren»
Doch zahlen wollen die Aktionäre nicht. Hans-Kaspar Scherrer, Geschäftsführer der IB Aarau, hält über zwei Prozent an Alpiq. Eine Finanzspritze sei derzeit aber nicht Thema: «Wir haben kein überflüssiges Geld. Zuerst investieren wir 100 Millionen Franken in die Erneuerung unseres Kraftwerks», sagt er. «Es ist klar, wir können nicht zusätzlich einen grossen Betrag in Alpiq investieren.»
Auch die Kantone haben als Grossaktionäre in der Vergangenheit profitiert. Zurückgeben will der Aargauer Finanzdirektor jedoch nichts: «Wir verzichten bereits auf die Dividende, das ist unser Beitrag», sagt Stephan Attiger. Weitere Interventionen würden zu einer weiteren Verzerrung des Marktes führen, sagt er.
Die Aussichten von Alpiq und Axpo sind trüb. Falls sich der Strompreis nicht erholt, könnten die Aktionäre schneller gefordert sein, als ihnen lieb ist.