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Künstliche Verknappung Launch von neuer Playstation sorgt für Ärger

Hohe Nachfrage, künstlich zu wenig Produkte: Für Unternehmen ein willkommenes Marketinginstrument, für Kunden aber vor allem Frust und Ärger.

Wenn eine gesamte Community gespannt auf ein neues Produkt wartet, dann hat die vertreibende Marke dahinter etwas richtig gemacht.

Es passiert bei Turnschuhen, Autos oder Uhren, aber vor allem in der Technologiebranche greift man aktuell gerne zum Marketingphänomen der künstlichen Verknappung, wo Unternehmen ihr Angebote in Bezug auf die Nachfrage verknappen – konkret: nicht jeder, der ein neues Produkt zum Verkaufsstart kaufen möchte, bekommt auch eines.

Apple zum Beispiel, macht es seit Jahren vor, wie Produkte-Begehrlichkeit bis ins Unermessliche gesteigert werden kann. Bei jeder Neuauflage des Iphones stehen Leute stundenlang Schlange vor den Apple-Stores, campen sogar davor.

Ohne Playstation nützt auch der Controller nichts

Einen grossen Hype löst nun auch Sony aus. Der japanische Elektronikkonzern läutet am 19. November mit der Playstation 5 nach sieben Jahren eine neue Konsolengeneration ein. Dazu arrangierte Sony über Monate hinweg immer wieder virtuelle Veranstaltungen, wo einzelne Informationen zur neuen Konsole mit grossen medialem Tamtam preisgegeben wurden.

Zudem werben viele Influencer für das Produkt und der Konzern ging eine Partnerschaft mit dem bekannten US-Rapper Travis Scott ein, um die mediale Aufmerksamkeit hochzuhalten.

Gaming boomt dank Corona

Box aufklappen Box zuklappen

Die Restriktionen im Eventbereich hat vor allem für die Videospieleindustrie positive Auswirkungen. Das Gaming-Business boomt. So betrugen im September die Umsätze von Anbieter von Konsolen-, PC- und Mobile-Games insgesamt 10,7 Milliarden US-Dollar. Bis Ende Jahr sollen die Einnahmen rund 4,5 Milliarden Dollar über dem Ergebnis von 2019 liegen.

Der japanische Elektronikriese Sony hat den Gewinn in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres verdoppelt. Sony erwartet jetzt für das noch bis zum 31. März 2021 laufende Gesamtgeschäftsjahr einen Nettogewinn von 800 Milliarden Yen, ein Anstieg zum Vorjahr von 37,4 Prozent.

Neben Sony sind auch Nintendo mit der Switch-Konsole und Microsoft mit der X-Box die zentralen Player auf dem europäischen Gaming-Markt.

Johanna Gollnhofer ist Dozentin für Marketing an der Universität St. Gallen und sieht hinter dem Verkaufsstart der Playstation 5 ein typisches Beispiel für künstliche Verknappung: «Bei der Playstation hat man schön gesehen, wie Sony mit einem Product Drop gearbeitet hat. Product Drop heisst, man wirft ein Produkt in den Markt hinein und der Konsument weiss gar nicht, wann und wo er dieses Produkt erwerben kann. Wenn er es herausgefunden hat, ist es dann oftmals schon zu spät und das jeweilige Produkt ist vergriffen.»

Verärgerung statt Vorfreude

Dies kommt nicht bei allen Kunden gut an, führt laut Johanna Gollnhofer vor allem zu Frust und Verärgerung, anstatt zu erhöhter Begierde. Obwohl die Konsole am 19. November auf den Markt kommt, werden nur die wenigsten das Produkt auch dann in den Händen halten können. Sony hat bereits im Juli die Produktion auf zehn Millionen Exemplare seiner Playstation 5 erhöht, das sind rund sechs Millionen mehr als ursprünglich geplant.

Trotzdem sind jegliche Exemplare seit Vorverkaufsstart im September europa- und schweizweit ausverkauft, erhältlich ist nur der Controller dazu. Vertreiber wie Digitec, Mediamarkt oder Interdiscount führen Wartelisten. Sony dementierte gegenüber Gamesindustry.biz jegliche Lieferengpässe. Hat man also nicht schon Glück gehabt bei der Vorbestellung, so wir man wohl erst im neuen Jahr auf der neuen Konsole spielen. Denn die vorhandene Menge werden die grossen Zwischenhändler zuerst über das Onlinegeschäft vertreiben.

10vor10; 18.11.2020; 21:50 Uhr

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