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Die Inflation in Europa
Aus 10 vor 10 vom 03.10.2022.
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Länder in der Übersicht Für Europäer wäre die Schweizer Inflation ein Segen

Die Inflation liegt aktuell bei 3.3 Prozent. In der Eurozone leiden die Menschen viel mehr – aber sehr unterschiedlich. Die Übersicht.

Schweiz - der starke Franken hilft. Die Inflation ist in der Schweiz im September auf 3.3 Prozent geklettert, wie das Bundesamt für Statistik heute meldet. Dass sie nicht höher ist, ist unter anderem dem starken Franken zu verdanken: Dank seiner Kaufkraft können wir verhältnismässig günstig importieren – das dämpft die Inflation.

In der Eurozone ist die Inflation deutlich höher, so hoch wie noch nie: Im September stiegen die Preise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10 Prozent. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro im Jahr 1999. Allerdings sind die Unterschiede in Europa riesig (siehe Karte), das Spektrum reicht von 6.2 Prozent in Frankreich bis deutlich über 20 Prozent im Baltikum. Ein Blick auf unsere Nachbarländer und die unterschiedlichen Versuche der Regierungen, die Inflation zu bekämpfen.

Österreich probiert es mit der Strompreisbremse. Mit 11 Prozent hat Österreich die höchste Inflation unserer Nachbarländer. Ab Dezember soll die Strompreisbremse wirken und den durchschnittlichen Haushalt um 500 Euro pro Jahr entlasten. Bereits in Kraft ist ein Geflecht aus Gutscheinen und Ausgleichszahlungen, das laut Kritikern jedoch nicht wirklich bei jenen ankommt, die Hilfe brauchen. Die Regierung ist in der Selbstbeurteilung weniger kritisch: Finanzminister Magnus Brunner pries im Sommer das österreichische Inflationspaket als das Grösste in Europa. Tatsächlich liegt es, gemessen am prozentualen Anteil am Bruttoinlandprodukt, im europäischen Mittelfeld. Allerdings: Hohe Staatsausgaben sind im Kampf gegen die Inflation nicht per se sinnvoll. Sie können im Gegenteil zum Problem werden, wenn sie die Nachfrage der Haushalte – und damit die Inflation – weiter ankurbeln.

Frankreich schafft es am besten – vorerst. Präsident Macron hat den grössten Inflationstreiber, die steigenden Energiepreise, früh bekämpft, bereits im Herbst 2021. An französischen Zapfsäulen ist der Sprit mit 30 Cent pro Liter subventioniert, Gas- und Strompreise sind gedeckelt. Bislang geht die Rechnung auf: Die Inflation ist im September mit 6.2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat so tief wie in keinem anderen Euro-Land. Allerdings bergen die Massnahmen Risiken, denn es ist völlig offen, wie hoch die Rechnung für Energieversorger und Staat am Ende ausfallen wird. Frankreich hat aber noch einen Trumpf: Es bezieht den Strom hauptsächlich aus eigenen Atomkraftwerken und ist viel weniger von (russischem) Gas abhängig.

Deutschlands Angst vor höheren Energiepreisen. Die Strompreise für deutsche Haushalte dürften weiter steigen, das legt eine Analyse mehrerer Vergleichsportale nahe. Die teure Energie sorgt schon jetzt für hitzige Debatten, dabei haben die Preissteigerungen – seit 2019 ist der Börsenpreis für Energie um 1000 Prozent gestiegen – noch gar nicht voll durchgeschlagen. Wegen langfristiger Verträge mit den Versorgern. Vergangene Woche hat Kanzler Scholz nun ein neues, 200 Milliarden Euro schweres Hilfspaket für Unternehmen und Verbraucher präsentiert. Schon davor hat er hat im Kampf gegen steigende Preise vieles probiert: das 9-Euro-Ticket, Tankrabatt, Mehrwertsteuersenkung beim Gas. Dennoch weist das Land im September mit 10.9 Prozent die zweithöchste Inflation unserer Nachbarländer aus.

Italien, Sonderfall bei den Löhnen. Seit drei Jahrzehnten sind die Löhne in Italien kaum mehr gestiegen. Im Hinblick auf die hohe Inflation (9.5 Prozent im September) könnte man argumentieren, dass die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale somit minimal ist. Und das ist gut.

Einkaufswagen mit Produkten
Legende: Wenn das Essen zu teuer wird: Millionen Italienerinnen und Italiener leben in Armut. Italien gibt gemessen am BIP einiges aus, um gegen die steigenden Preise vorzugehen. Keystone/Hendrik Schmidt

Die stagnierenden Löhne haben aber eine Kehrseite: Millionen Italienerinnen und Italiener leben in Armut und sind auf Hilfe des Staates angewiesen. Italien gibt, gemessen am Bruttoinlandprodukt, im Kampf gegen steigende Energiepreise so viel Geld aus wie nur wenige andere europäische Länder: Tankrabatt, Prämien für klamme Haushalte, Inflationsausgleich bei Renten. Die neue Regierungschefin Meloni hat Hoffnungen auf weitere grosse Staatshilfen indes bereits gedämpft. Selbst wenn sie weitere Schulden machen wollte: Die Staatsverschuldung ist in Italien schon jetzt exorbitant hoch, die Finanzmärkte goutieren keine weitere Verschuldung.

Das Baltikum in einer eigenen Inflations-Sphäre. 24.2 Prozent in Estland, 22.4 Prozent in Lettland, 22.5 Prozent in Litauen: Nirgends in Europa ist die Inflation so hoch wie im Baltikum. Das war schon vor dem Krieg in der Ukraine so. Höhere Kosten für russisches Gas und Lebensmittel aus der Ukraine fallen in diesen Ländern deutlich stärker ins Gewicht. Experten weisen auf einen weiteren Effekt hin, wonach die Arbeits- und Finanzmärkte im Baltikum verhältnismässig gut durch die Pandemie gekommen sind und die Löhne danach stark, um bis zu 10 Prozent, gestiegen sind. Das treibt die Inflation an.

SRF 4 News, 03.10.2022, 10 Uhr

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