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Marcel Ospel gestorben Eine umstrittene Figur der Schweizer Wirtschaft

Ospel baute die UBS zu einem globalen Finanzinstitut auf, stand aber auch für hohe Manager-Saläre.

Zehn Jahre lang war Marcel Ospel, gebürtiger Basler, an der Spitze der UBS. Er führte die Bank zuerst als Chef, später als Verwaltungsratspräsident – 2008 trat er ab und sagte: «Wer den kalten Wind nicht aushält, hat auf den Gipfel nichts zu suchen.»

Kalter Wind blies Ospel während seiner Karriere mehrfach ins Gesicht. Angefangen bei der Fusion von Bankverein und Bankgesellschaft 1998, er gilt als treibende Kraft hinter der Fusion. Bald schon sah er sich mit unzufriedenen Angestellten konfrontiert und dem Vorwurf, dass KMU bei der neuen Grossbank nicht mehr genehm seien.

Saläre steigen unter Ospel

Fortan baute Ospel die UBS zu einem Finanzinstitut von globaler Ausstrahlung auf. Zuerst mit Erfolg: Die UBS erzielte nie dagewesene Milliardengewinne.

Reaktionen der Medien

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Basler-Zeitung

Ospel galt als der bekannteste Basler ex-Banker – entsprechend gross ist nun der Schock über seinen Tod in Basel. «Deine Asche wird den Rhein runter treiben», heisst es heute in der Zeitung.

Neue Zürcher Zeitung

Ospel habe in der Schweiz das Pendant zum amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär gelebt. Ospels Karriere begann Mitte der 1960er Jahre mit einer Banker-Lehre in Basel – er arbeitete sich hoch bis an die Spitze des Schweizer Bankvereins und der UBS. Aber – und das betont die NZZ auch – war Ospel auch einer der umstrittensten Banker der Schweiz. Auf besonders scharfe Kritik stösst beispielsweise Ospels Verhalten während der Swissair-Krise. Es gebe Kreise, die ihm vorwerfen würden, letztlich die Verantwortung für das Grounding der früheren Schweizer Luftlinie getragen zu haben – so die NZZ.

Luzerner Zeitung

In der Zentralschweiz – der Region, wo Ospel mit seiner Familie bis zu seinem Tod lebte, fasst es die Luzerner Zeitung so zusammen: Pionier, Lebemann und tragische Figur, all das habe Ospel in sich vereint.

Finanzplattform Cash

Mit seinem Tod verschwinde ein Teil der alten Schweizer Bankenwelt, wie er wohl nicht mehr zurückkommen werde, so die Finanzplattform.

Parallel dazu stiegen auch die Saläre der UBS-Führungskräfte in neue Sphären und sorgten prompt für breite Kritik. Mit dem Resultat, dass die Abzocker-Initiative lanciert und später vom Volk angenommen wurde.

80 Milliarden Franken Verlust

Dazu kam die Finanzkrise von 2007, als sich zeigte, dass die Gewinne auf Sand gebaut waren. Die UBS machte Milliardenverluste. Nachdem die UBS schon 15 Milliarden abgeschrieben hatte, sagte Ospel Ende 2007: «Noch schlimmere Auswirkungen sind für mich schwer vorstellbar.»

Doch es kam noch schlimmer. Die Finanzkrise kostet die UBS letztlich über 80 Milliarden Franken – und die Nachwehen davon spürt die Bank bis heute. Zeitweise stand es um die Bank so schlecht, dass sie vom Bund und der Nationalbank gerettet werden musste. In der Folge trat Ospel ab und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück.

Reaktionen aus Politik und Wirtschaft in Basel

Andreas Burckhardt, heute Verwaltungsratspräsident der Baloise-Versicherungsgruppe war ein Wegbegleiter von Ospel. Sie kannten sich aus der Fasnachts-Cliqué Revoluzzer und geschäftlich: "Marcel Ospel hat wie alle Banker sehr viel verdient. Das hat man ihm zum Vorwurf gemacht. Kaum jemand wusste aber, dass sich Ospel sehr sozial engagierte, bei Künstlern in Not oder auch bei Privatpersonen." Burchhardt kann auch verstehen, dass sich Ospel nach seinem Abgang bei der UBS ins Steuerparadies Wollerau zurückgezogen hat. Er sei in Basel beinahe eine persona non grata gewesen.

Etwas andere Worte für Ospel findet Susanne Leutenegger-Oberholzer, streitbare Ex-Nationalrätin der SP und Wirtschaftsfachfrau. Sie erinnert sich bestens an Ospel. Er habe etwas bodenständig-charmantes gehabt, sagt sie. Er stamme ja auch aus einfachen Verhältnissen. Aber zuerst habe er das Groudning der Swissair mitverantwortet und später den beinahe Absturz der UBS und habe sich dann mit einem goldenen Falschirm an die Goldküste abgesetzt, ohne je zur Rechenschaft gezogen worden zu sein.

Heute Morgen, 27.4.2020, 06:00 Uhr

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