Zum Inhalt springen

Novartis Campus Die «verbotene Stadt» öffnet sich

Novartis lässt erstmals andere Firmen auf ihren bislang abgeschotteten Campus in Basel – und will transparenter werden.

Abgesperrt hinter Zäunen, überwacht durch unzählige Video-Kameras, strenge Einlasskontrollen: Der Novartis Campus wird oft als «verbotene Stadt» bezeichnet, zu der nur wenige Zutritt haben. Das soll sich ändern. Künftig dürfen sich externe Firmen einmieten. Und sogar die Öffentlichkeit sei willkommen, sagt Novartis-Verwaltungsratspräsident zu SRF.

Die Rahmenbedingungen hätten sich geändert. «In der heutigen digitalen Welt kann man Informationen nicht mehr durch Zäune schützen. Jeder hat Zugriff von überall auf alles», so Novartis-Verwaltungsratspräsident Jörg Reinhardt. Dem müsse man Rechnung tragen – indem der Campus geöffnet werde.

Bereits zwei Mieter gefunden

Zwei Mieter hat Novartis bereits gefunden, wie der Konzern verrät. So zieht das renommierte Friedrich Miescher Institute (FMI) mit seinen 350 Angestellten auf den Campus. Der Platz am bisherigen Standort in Basel wurde knapp. Für das FMI baut Novartis ein Gebäude um, weshalb der Umzug erst 2023 erfolgt.

Bereits diesen Frühling bezieht der «Switzerland Innovation Park Basel Area» ein anderes Gebäude auf dem Campus. Der staatlich geförderte Innovationspark will dort ab April mehrere Start-Ups und Forschungsgruppen ansiedeln. Diese sollen sich dann mit den Forschern von Novartis austauschen und «gegenseitig befruchten», hofft Reinhardt.

Visualisierung des geplanten Besucherzentrums

Imagepflege mit einem Besucherzentrum

Novartis wolle aber generell offener und transparenter werden. «Eine so grosse Firma hat eine Verpflichtung, zu dokumentieren, was sie tut», so der Novartis-Präsident. «Wir haben nichts zu verbergen und möchten mehr Austausch mit der Bevölkerung, um besser zu erklären, was wir tun.»

Darum baue Novartis auf dem Campus für 20 Millionen Franken auch ein Besucherzentrum. Neben Veranstaltungen gebe es dort eine Ausstellung über den Konzern. «Wir werden etwa erklären, wie ein Medikament entsteht oder was Gentherapie ist», sagt Reinhardt – ohne zu verneinen, dass es dabei auch um Imagepflege geht.

Diese hat Novartis dringend nötig nach vielen Negativschlagzeilen wegen Bestechungen, einer Millionen-Zahlung an einen Trump-Anwalt, Manipulation von Testdaten, sehr teuren Medikamenten oder Jobabbau trotz Milliardengewinnen.

Trotz Stellenabbau in Basel würden aber keine Gebäude einfach leer stehen, dementiert Reinhardt frühere Medienberichte: «Wir beschäftigen heute 500 Personen mehr auf dem Campus als 2017.» Der Grund: Novartis verschiebt die Angestellten vom Klybeck-Areal auf den Campus.

Eine «Stadt in der Stadt»

Derzeit arbeiten rund 9500 Personen auf dem Campus, davon 7900 Novartis-Angestellte und ca. 1600 von Unterhalts-Firmen oder Dienstleister. Denn in der «Stadt in der Stadt» mit vielen Bauten von Star-Architekten hat es acht Restaurants, einen Coop, eine Apotheke, eine Post und sogar ein Passbüro für die ausländischen Angestellten.

Dass es nun trotzdem Platz hat für externe Mieter, begründet Reinhardt mit dem sich ändernden Arbeitsumfeld: Produktion gebe es auf dem Campus keine mehr und die Büro-Angestellten bräuchten viel weniger Platz als früher: «Damals hatte jeder einen grossen Schreibtisch und viel Papier. Heute reicht ein Stuhl oder ein Sofa.»

Künftig sollen gut 10'000 Personen auf dem Campus arbeiten. «Wir haben auch noch Freiflächen, um neue Gebäude zu bauen. Das kann man mit Drittparteien durchaus in Angriff nehmen», so Reinhardt. Ob und wann sei aber offen.

Meistgelesene Artikel