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Wirtschaft Obama nominiert Janet Yellen als neue US-Notenbankchefin

Lange Zeit stritten Politiker um die Nachfolge von Fed-Chef Bernanke. Nun soll Janet Yellen als erste Frau auf den Chefposten der US-Notenbank. Sie würde damit eine der mächtigsten Frauen der Welt. Doch auf sie warten riskante Aufgaben.

Erstmals soll eine Frau die mächtige US-Notenbank führen. Inmitten der schweren US-Finanzkrise hat Präsident Barack Obama die Ökonomin Janet Yellen als neue Chefin nominiert. Die 67-jährige bisherige Vize-Chefin der Fed soll Anfang 2014 die Nachfolge von Ben Bernanke (59) antreten. Die Zustimmung des Senats gilt als sicher.

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Arthur Honegger: «Von den Republikanern dürfte Kritik kommen»
Aus 10 vor 10 vom 09.10.2013.
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Kritik von Seiten der Republikaner im Senat sei dennoch zu erwarten, sagt SRF-Korrespondent Arthur Honegger. Dies deshalb, weil Yellen für eine aktive Geldpolitik stehe, bei der die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Vorrang habe vor dem Ziel der Preisstabilität. Zudem dürften beim derzeitigen politischen Klima einige Republikaner Yellen schon nur deshalb ablehnen, weil sie Obamas Kandidatin sei.

Die Besetzung der Fed-Spitze sei «eine der wichtigsten Entscheidungen, die ich als Präsident treffe», sagte Obama im Weissen Haus. Aufgabe der Zentralbank sei nicht nur Preis- und Geldstabilität, sondern auch die Beschäftigung. «Sie kennt die

menschlichen Kosten, wenn Amerikaner keinen Job finden können», sagte Obama mit Blick auf Yellen. Er rief den Senat auf, die Nominierung «ohne Verzögerung zu bestätigen». Ausdrücklich dankte er Bernanke für seine Umsicht, Amerika durch die schwere Finanzkrise zu steuern. Seine 2008 begonnene Politik des billigen Geldes sei hilfreich für Millionen Amerikaner gewesen, meinte Obama. Bernankes Amtszeit läuft zum 31. Januar 2014 aus. Er will keine dritte Amtszeit.

Grosse Aufgaben

Auf Yellen kommen grosse Aufgaben zu. Die Notenbank schwemmt seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 die Märkte mit billigem Geld und war so mitverantwortlich für einen Boom der Aktienmärkte an der Wall Street und weltweit. Sie müsse sehr bald einen Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik finden, sagt SRF-Wirtschaftsexperte Reto Lipp.

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Reto Lipp: «Yellens komunikative Fähigkeiten sind gefragt»
Aus 10 vor 10 vom 09.10.2013.
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Tue sie dies zu früh, schade das der Konjuktur, schliesse sie den Geldhahn zu spät, drohe Inflation. Vor allem Yellens kommunikative Fähigkeiten seien gefragt, sie müsse die Börsen vorsichtig auf den Wechsel vorbereiten, so Lipp. Die Aufgabe, den Ausstieg ohne einen Einbruch der Finanzmärkte zu bewerkstelligen, gilt als historisch einmalig und höchst komplex.

Yellen sagte: «Das Mandat der Fed besteht darin, dem gesamten amerikanischen Volk zu dienen.» Zwar gebe es Erfolge in der Krisenbewältigung. «Wir haben Fortschritte gemacht, die Wirtschaft ist stärker und das Finanzsystem sicherer.» Doch es gebe noch viel zu tun.

Yellen war allerdings nicht Obamas erste Wahl für den Job. Dies war vielmehr Ex-Finanzminister Lawrence Summers. Dessen Nominierung galt jedoch als umstritten, ein breites Bündnis von Kritikern hate versucht, die Personalie zu stoppen. Summers beugte sich schliesslich dem Druck und zog seine Kandidatur im September zurück.

Guter Ruf

Seit den 70er Jahren arbeitete die Ökonomin immer wieder für die Fed in Washington. Sie war später auch Chefin der Notenbank in San Francisco. Zwischendurch beriet sie den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton. «Dr. Yellen ist

hervorragend qualifiziert», hiess es in dem Schreiben an Obama, das unter anderem Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz und ehemalige Vize-Chefs der Fed unterzeichneten.

Als Nummer Zwei ist Yellen bislang eine enge Beraterin von Bernanke und gilt als ausgesprochene Verfechterin der aktuellen Politik des billigen Geldes. Seit mehr als vier Jahren hält die Fed den Leitzins praktisch bei null Prozent. Zudem kauft sie monatlich Anleihen im Wert von 85 Milliarden Dollar (63 Mrd Euro), um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten.

Werden in naher Zukunft noch keine Änderungen beim Leitzins erwartet, so hat die Fed angedeutet, dass sie bald stufenweise aus den Anleihenkäufen aussteigen dürfte. Viele Experten hatten eine stufenweise Reduzierung der Käufe bereits für September erwartet, aber Bernanke entschied sich unter anderem wegen der nur zögerlichen Erholung am Arbeitsmarkt noch für Zurückhaltung.

Möglich wäre, dass der scheidende Fed-Chef - je nachdem, wie sich der Haushaltsstreit und die US-Konjunktur entwickeln - den ersten Schritt noch 2013 nachholt. Die Herausforderung, das Programm im richtigen Tempo ganz abzuwickeln, fällt jedoch Yellen zu.

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