Sie steckt in den TV-Boxen, in neun von zehn Smartphones aber auch in diversen Autos im Bord-System. Die Rede ist von Open-Source-Software. Damit sind Anwendungen und Betriebssysteme gemeint, die ohne kostenpflichtige Lizenz genutzt werden dürfen und deren Quellcode für alle zugänglich ist. Quasi das Gegenteil von Software, wie man sie etwa von Microsoft kennt.
Diese Art von Software wird auch in Firmen vermehrt verwendet. Dies zeigt eine neue Studie der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern. Sie hat die Studie, die im Wesentlichen auf einer Umfrage basiert, bereits zum dritten Mal verfasst. Gegenüber der letzten Durchführung im Jahr 2015 hat sich das Wachstum bei der Nutzung von Open-Source-Anwendungen im Geschäftsumfeld sogar noch beschleunigt, von 3,5 auf über 7 Prozent.
Statt Photoshop Gimp beim Kanton Bern
Der Einsatz beschränkt sich nicht auf Anwendungen, die weit weg von den Mitarbeitenden stattfinden, wie Datenbanken oder Betriebssystemen, die auf irgendwelchen Servern laufen. Von den 243 befragten Schweizer Unternehmen gaben rund 56 Prozent an, dass bei ihnen Open-Source-Programme direkt auf den Desktop-Computern der Mitarbeitenden installiert seien. Bei der letzten Umfrage gaben dies nur 29 Prozent der Befragten an.
So setzt etwa die öffentliche Verwaltung des Kantons Bern seit Herbst 2016 ein Open-Source-Produkt für die Bildbearbeitung ein. Gimp heisst es und ist anstelle von Adobe Photoshop getreten. So spart der Kanton jährliche Lizenzgebühren von 80’000 Franken ein. Beim Bundesgericht hat man bereits vor einiger Zeit Microsoft Office durch Open Office ersetzt.
Milliardeninvestition in Open Source
Diesem Trend können sich auch grosse Software-Konzerne wie Microsoft & Co. nicht verschliessen. Wenngleich für solche Unternehmen die Umsätze via Lizenzgebühren nach wie vor einer der wichtigsten Ertragspfeiler darstellen.
«Wir sind der festen Überzeugung, dass das Potenzial von Open Source sehr gross ist. Bereits heute findet ein Grossteil der Innovation auf Open Source basierten Technologie statt. Das ist der Grund weshalb Microsoft vor einigen Jahren entschieden hat, intensiv in Open Source zu investieren», sagt Marc Holitscher Technologie-Chef bei Microsoft Schweiz.
Geldmaschine ohne Lizenzgebühr
Eine weitere Milliarden-Investition in Sachen Open Source hat Microsoft Anfang Juni angekündigt. Für 7,5 Milliarden Dollar will das Unternehmen sich das Open-Source-Projekt Github einverleiben. Dabei handelt es sich um eine Entwicklungs-Plattform, die unter Open-Source-Programmierern einen hohen Stellenwert hat.
Prompt gab es kritische Stimmen aus der Open-Source-Gemeinde, die sich um die künftige Unabhängigkeit von Github sorgten. Worauf Microsoft versuchte mit entsprechenden Zugeständnissen die Befürchtungen zu zerstreuen.
Obwohl bei Open-Source-Software keine Lizenzgebühren fliessen, sind diese Anwendungen und Betriebssysteme längst zu einem Milliardengeschäft für Softwarefirmen geworden. Das Geld wird einfach bei der Implementierung, der Wartung und der ständigen Weiterentwicklung im Dienste der Kunden verdient. «Es gibt mehr Bedarf an Software und auch an individueller Software. Für das ist Open-Source natürlich super geeignet. Man kann sehr rasch und sehr günstig sehr mächtige Software entwickeln», sagt Matthias Stürmer, der die Open-Source-Studie bei der Universität verantwortet.