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Kioskbetreiberin Valora erneut in der Kritik
Aus Rendez-vous vom 01.12.2016. Bild: Keystone
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Kioskpersonal unter Druck Rüdes Regime bei Valora

Arztzeugnis ab Tag eins, Schikanen und Drohungen: Ein eigenmächtiger Verkaufsleiter schreckt selbst die Konzernleitung auf.

«Wichtige Regeln» heisst die Überschrift eines Briefes, den diese Woche rund 40 K-Kiosk- und Press&Books-Filialen der Region Schweiz Ost erhalten haben. Absender ist der dortige Verkaufsleiter der Valora. Vom Schreiben betroffen sind ungefähr 200 Personen oder ein Achtel der gesamten Verkaufsbelegschaft. In dem Brief steht unter anderem:

  • «Die Securitas AG wurde damit beauftragt, regelmässig Taschenkontrollen durchzuführen. Es gibt kein Pardon bei Verstössen.»

Carlo Mathieu von der Gewerkschaft Syna schüttelt nur den Kopf. Kontrollen seien in der Branche zwar gang und gäbe. Aber dass ausgerechnet noch Securitas-Leute eingestellt würden, die das Personal sehr oft und regelmässig kontrollieren sollen, sei sehr übertrieben und eher kontraproduktiv:

Mit solchen Massnahmen schüchtert man die Mitarbeitenden nur ein.
Autor: Carlo MathieuGewerkschaft Syna

Eingeschüchtert dürften die Mitarbeitenden auch von Punkt zwei sein, der mit einem Ausrufezeichen versehen ist. Hier geht es um das Verhalten bei Krankheit:

  • «Es ist ab dem ersten Tag ein Arztzeugnis abzugeben!»

Gewerkschafter Mathieu erinnert daran, dass in der Regel nach drei Tagen ein Zeugnis verlangt wird. Alles andere sei tatsächlich nur Schikane der Mitarbeitenden. «Es ist zudem eine Schikane unseres Gesundheitswesens, wenn sich jeder Mitarbeitende mit einer leichten Grippe am ersten Krankheitstag beim Arzt melden muss.»

Der Valora-Verkaufsleiter setzt in seinem Schreiben noch einen drauf:

  • «Jeder Mitarbeiter ist in der Region angestellt – nicht an einer einzelnen Verkaufsstelle. Das heisst, es müssen auch Einsätze an anderen Kiosk-Standorten angenommen werden. Wer fünf Mal im Jahr einen Springer-Einsatz nicht annimmt, wird verwarnt – als letzter Schritt vor einer Kündigung.»

Das widerspricht laut Mathieu den Arbeitsverträgen der meisten Angestellten. «Wenn eine Mitarbeiterin quasi gezwungen wird, in einer anderen Verkaufsstelle auszuhelfen und sogar irgendwo verwarnt wird, falls sie es nicht tut, landen solche Fälle beim Arbeitsgericht. Ich denke, die Valora wird da über die Bücher gehen müssen.»

Solche Fälle landen in der Regel beim Arbeitsgericht.
Autor: Carlo MathieuGewerkschaft Syna

Valora: Schreiben im Ton «unangemessen»

Die Valora hat gegenüber Radio SRF Fehler eingeräumt. Man werde künftig sicherstellen, dass die einzelnen Verkaufsleiter nicht aus eigenem Antrieb Regeln vorschreiben, heisst es. Ausserdem betrachte man den Ton des Schreibens als «unangemessen». Die Regel bezüglich Arztzeugnis sei nicht korrekt und man werde das korrigieren.

Taschen-Kontrollen hingegen verteidigt die Valora – das sei im Detailhandel üblich. Die Securitas könne hier als kompetentes Personal diskret und reibungslos handeln. Auf die Springer-Einsätze geht die Kiosk-Betreiberin nicht ein.

Keine Einigung auf neuen Gesamtarbeitsvertrag mit Valora

Keine Einigung auf neuen Gesamtarbeitsvertrag mit Valora
Der Detailhandelskonzern steht nicht zum ersten Mal wegen fragwürdiger Arbeitsbedingungen in der Kritik. Laut den Gewerkschaften zahlt Valora zu tiefe Löhne und lässt ihre Mitarbeiter zu lange arbeiten. Mangels einer Einigung in diesen Punkten wird die Gewerkschaft Syna den Gesamtarbeitsvertrag ab Januar nicht verlängern.Der Valora-Konzern macht geltend, mit 3900 Franken bewege man sich im Branchenvergleich im Mittelfeld. Die wöchentliche Arbeitszeit liegt bei 43 Stunden. Laut Valora ist das maximal eine Stunde mehr als im Branchenschnitt.
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