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Schlechtes Ernte-Jahr Rübenanbau ist kein Zuckerschlecken mehr

  • Der heisse und trockene Sommer hat dem Schweizer Ackerbau zugesetzt. Gelitten haben auch die Zuckerrüben.
  • Noch ist die Ernte nicht komplett eingefahren, doch schon jetzt ist klar: es wird eine magere Ernte.
  • Und klar ist für die Zuckerbranche auch: Häufen sich diese Wetterextreme, dürfte das Geschäft mit der süssen Rübe manchem Produzenten künftig sauer aufstossen.

Noch stecken die Zuckerrüben vielerorts im Boden. Aber man sieht bereits, dass sie deutlich kleiner sind als in anderen Jahren. Statt der Grösse von Melonen erinnern sie eher an Kartoffeln.

Anfälliger auf Krankheiten

«Es hat viel weniger geregnet. Und deshalb rechnen wir mit einer kleinen Ernte. Sie wird sicher deutlich unterdurchschnittlich sein», erklärt Guido Stäger. Er ist Chef der Schweizer Zucker AG, dem einzigen Rübenverarbeiter der Schweiz.

Und die Rüben auf den Feldern hätten noch ein weiteres Problem: «Unglücklicherweise sind sie auch geschwächt gegenüber Krankheiten.» Das sei vor allem in der Westschweiz der Fall. «Und darum ist dann der Zuckergehalt nicht so gut, wie er sein könnte», erklärt Stäger.

Neue Kostenfaktoren

Die Zuckerproduzenten müssen nun reagieren. Die Wahrscheinlichkeit ist nämlich gross, dass sich solche Sommer künftig häufen. Es brauche neue Sorten, die weniger anfällig sind auf Trockenheit und Krankheiten. Und die Bauern müssten ihre Rübenfelder bewässern. Das kostet.

Bisher war der Anbau von Zuckerrüben für die Landwirtschaft ein interessantes Geschäft. Der Bund leistet grosszügig Beiträge pro angebauter Hektare. Wenn die Bauern nun in Bewässerungsanlagen oder teureres Saatgut investieren müssen, könnte die Rechnung nicht mehr aufgehen.

Swissness kostet mehr Geld

Grundsätzlich ein Fragezeichen hinter die Schweizer Zuckerproduktion macht Kathrin Dellantonio von der Klimaschutz-Organisation Myclimate: «Zuckerrohr in Südamerika kann mit sehr viel weniger Aufwand angebaut werden als Rübenzucker hier in der Schweiz.» Es brauche dafür weniger Dünger, weniger Pestizide, weniger Maschinen und zudem könne der zur Verarbeitung benötigte Strom und die Wärme aus Zuckerrohr-Abfällen gewonnen werden, während hier in der Schweiz primär fossile Energien dafür verwendet würden.

Diese Rechnung fokussiert allein auf die CO2-Belastung. Es müssten aber auch andere Faktoren berücksichtigt werden, ergänzt Guido Stäger von der Zucker AG: «Der Rübenanbau hat in der Schweizer Landwirtschaft eine wichtige Funktion für eine sehr variable Fruchtfolge. Und da hat der Tiefwurzler Zuckerrübe eine grosse Bedeutung.»

Dazu sichere er das Auskommen vieler Arbeitskräfte in der Branche. Wer also auf Swissness Wert lege, müsse deshalb bereit sein, für ein Kilo Schweizer Rübenzucker künftig auch mehr zu bezahlen.

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