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Schweiz im Shutdown Bund rechnet mit mehreren zehntausend neuen Kurzarbeitsgesuchen

Viele Detailhändler schicken ihre Angestellten wieder in Kurzarbeit. Ein deutlicher Anstieg der Gesuche wird erwartet.

Letzten Mittwoch hat Nicole Loeb vom Bundesratsentscheid zum neuen Shutdown erfahren. «Es war ein Stich in mein Unternehmerherz», sagt die Miteigentümerin des traditionsreichen Berner Warenhauses Loeb. Zwar hat sie durchaus ein gewisses Verständnis für den Entscheid, die Läden zu schliessen, denn die Gesundheit der Bevölkerung gehe vor.

Aber es sei ein schwerer Schlag: «Loeb ist jetzt 140 Jahre alt und muss zum zweiten Mal in der Firmengeschichte schliessen».

85 Prozent der Belegschaft in Kurzarbeit

Einige wenige Produkte, wie zum Beispiel Unterwäsche oder auch Lebensmittel, darf Loeb noch verkaufen. Trotzdem musste sie einzelne Filialen ganz schliessen und 85 Prozent der insgesamt 290 Mitarbeitenden in Kurzarbeit schicken.

«Wir sind sehr dankbar für dieses Instrument, weil wir so auch Arbeitsplätze behalten können». Der Bund übernimmt 80 Prozent der Lohnkosten. Dank einer Stiftung, die Nicole Loebs Vorfahren gegründet haben, könne Sie den Mitarbeitenden aber trotzdem 100 Prozent des Lohns auszahlen, erklärt die Unternehmerin.

Kurzarbeit steigt seit Herbst an

Schweizweit stiegen die Anmeldungen für Kurzarbeit im ersten Shutdown im letzten Frühling auf 1.9 Millionen an. Im Sommer gingen sie stark zurück. Boris Zürcher, Leiter der Abteilung Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft, verzeichnet seit dem Herbst wieder einen deutlichen Anstieg. Ende Dezember/Anfang Januar waren wieder 685'000 Angestellte für Kurzarbeit angemeldet.

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Legende: «Es war ein Stich in mein Unternehmerherz»: Das sagt Nicole Loeb zum Bundesratsentscheid von letzter Woche. Keystone

Dieser Anstieg sei vor allem auf die Schliessung der Restaurants zurückzuführen. «Ich gehe davon aus, dass noch einige zehntausend Voranmeldungen dazu kommen werden», erklärt Zürcher. Jetzt kämen bei den Kantonen laufend Gesuche aus dem Detailhandel herein.

Weniger dramatisch als im Frühling

Und trotzdem: Die Situation sei nicht zu vergleichen mit der ersten Welle im letzten Frühling. Weil jetzt viel weniger Branchen betroffen seien. «Die Sache ist doch eher eingegrenzt», meint Zürcher. Der Anstieg der Kurzarbeitsgesuche hat auch Folgen für die Arbeitslosenkasse, aus der die Kurzarbeit finanziert wird. Zürcher rechnet mit 4 bis 5 Milliarden Franken Mehrkosten.

Das Geld ist für mittlere und grosse Unternehmen leider nicht genügend, diese Deckelung ist zu tief.
Autor: Nicole Loeb Unternehmerin

Dieses Mal gibt es dafür eine Schwemme von Härtefallgesuchen. Auch Nicole Loebs Warenhäuser gelten automatisch als Härtefall, weil sie mindestens 40 Tage schliessen müssen. Allerdings ist die Hilfe auf maximal 750’000 Franken beschränkt. Es sei zwar schön, erhalte man nun im Gegensatz zum ersten Shutdown Zahlungen, sagt Nicole Loeb, «leider ist es für mittlere und grosse Unternehmen nicht genügend, diese Deckelung ist zu tief».

Nicole Loeb hofft, in sechs Wochen wieder öffnen zu können. Der Umsatzeinbruch sei kaum wieder wettzumachen.

Tagesschau, 19.1.2020, 19:30 Uhr

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