In der Bevölkerung herrscht die Meinung vor, dass die Einwanderung von EU-Bürgern die Mietpreise in Schweizer Städten in die Höhe treibe. Deshalb forderte der Nationalrat letzte Woche den Bundesrat auf, flankierende Massnahmen gegen negative Auswirkungen der Einwanderung auf den Wohnungsmarkt zu ergreifen.
Doch ein Blick auf einzelne Quartiere in Schweizer Städten zeigt, dass steigende Mietpreise nicht einfach den Zuwanderern angelastet werden können.
Die Zahlen (Tabelle unten) machen deutlich: Quartiere mit schnell wachsendem Ausländeranteil sind weniger stark von Mietzins-Steigerungen betroffen. Dagegen steigen die Mieten in Gegenden, aus denen Ausländer zunehmend wegziehen.
In Zürich stehen die Kreise 8 und 5 für diese Entwicklung. Im bei Zuwanderern beliebten Seefeld sind die Mietzinsen in den vergangenen 10 Jahren unterdurchschnittlich gestiegen. Im früheren Industriequartier zwischen Sihl und Bahnhofsgleisen dagegen sind Wohnungen deutlich teurer geworden. Der Anteil der Ausländer hat aber abgenommen. Auch in Bern fand «ECO» diese Beobachtung bestätigt.
Öffentliche Meinung und Realität stimmen nicht überein. Die Gründe für steigende Mietpreise sind deutlich vielschichtiger. Das bestätigt der Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit Zürich. Der Kanton hat eine Studie, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen in Auftrag gegeben, die dem Zusammenhang von Zuwanderung und Mietsteigerungen auf den Grund gehen sollte. Bruno Sauter sagt, die Entwicklung ausschliesslich den Ausländern anzulasten, sei falsch. Er bestätigt vielmehr das Gegenteil: Am Ende sind es vor allem die Schweizer selbst, die ihre Wohnungen teurer machen.
Ausländeranteil und Mieten in Zürcher Kreisen (2005–2011)
Kreis | Veränderung Ausländeranteil (in %) | Mietsteigerung (in %)* |
---|---|---|
1 | 16 | 11 |
2 | 12 | 16 |
3 | –8 | 21 |
4 | –6 | 23 |
5 | –12 | 26 |
6 | 13 | 23 |
7 | 26 | 13 |
8 | 20 | 14 |
9 | –2 | 12 |
10 | 5 | 10 |
11 | 3 | 11 |
12 | –3 | 10 |
Durchschnitt | 5 | 16 |
*Medianwert |