Ein wachsendes Angebot bei schwächelnder Nachfrage – die Preise auf dem europäischen Strommarkt kannten in den letzten Jahren nur eine Richtung: nach unten. Die einst lukrativen Schweizer Atom- und Wasserkraftwerke produzierten mit Verlust und verloren kontinuierlich an Wert. Die zwei grossen Stromkonzerne Alpiq und Axpo schrieben tiefrote Zahlen. Das Eigenkapital schmolz dahin.
In der Not entschieden beide – mehr oder weniger zeitgleich – sich neu aufzustellen. Das Ziel: Die unrentablen von den rentablen Geschäftsteilen zu trennen und für die rentablen, also die Windkraftwerke, den Stromhandel und die Dienstleistungen, Geld von Investoren anzulocken. Auf dieses Geld will Axpo nun aber verzichten, wie das Unternehmen heute mitteilt.
Axpo erwartet keine Wertberichtigungen mehr
Die Strompreise hätten ihre Talsohle erreicht, weitere grössere Wertberichtigungen seien nicht zu erwarten. Axpo rechne für das laufende Geschäftsjahr, dass in zwei Wochen endet, wieder mit einem Gewinn.
Der Umbau aber werde planmässig fortgesetzt, heisst es nun, jedoch aus eigener Kraft finanziert – vorläufig, muss man anfügen. Denn in den Zukunftsaussichten des Unternehmens gibt es einige Unbekannte: Ob die Strompreise tatsächlich wieder steigen und wie stark, ist offen.
Zwar wird das Angebot an Strom auf dem europäischen Markt wohl knapper, wenn die deutschen und einige französische Atomkraftwerke bis Mitte der 2020er Jahre vom Netz genommen werden. Ob der Strompreis dann wieder Höhen erreicht, die eine rentable Produktion in Schweizer Grosskraftwerken möglich macht, ist ungewiss.
Offene Fragen zu Wasserzins und Zukunft der Atomkraft
Ebenso unklar ist, wie stark die Politik der Wasserkraft in der Zwischenzeit unter die Arme greift. Axpo glaubt fest daran, dass zum Beispiel die Wasserzinsen flexibilisiert (sprich gesenkt) werden. Entschieden ist politisch aber noch nichts.
Auch wenn die Talsohle also durchschritten sein sollte: Eine weitere Durststrecke steht dem Unternehmen auf jeden Fall bevor. Um definitiv wieder Oberwasser zu haben, müsste Axpo zudem die Zukunft der unrentablen Geschäftsbereiche, insbesondere der Atomkraftwerke, regeln. Dazu war heute nichts zu erfahren.