Recherchen von «ECO» beleuchten die Finanzen Remo Stoffels neu. Er weist viel Vermögen aus, doch diesem stehen hohe Schulden gegenüber. Darauf deuten zahlreiche Unterlagen aus Remo Stoffels Firmengruppe hin, die «ECO» analysiert hat.
Vor drei Jahren präsentierte Remo Stoffel der Öffentlichkeit einen Hotelturm, den er in seiner Heimatgemeinde Vals (GR) bauen möchte.
Turmbau-Unternehmen überschuldet
Dieser wäre mit 381 Metern der höchste Wolkenkratzer Europas. Finanzieren, so sagte Remo Stoffel damals, würde er den Turm aus eigenen Mitteln – ohne Bankkredite.
Interne Dokumente zeigen nun: das Unternehmen mit dem Namen «7132 AG», das vor drei Jahren den Turm vorgestellt hatte, war Ende 2017 überschuldet.
Es hatte ein negatives Eigenkapital: die Verbindlichkeiten überstiegen die Vermögenswerte um über 21 Millionen Franken.
Bereits Mitte 2016 war die «7132 AG» überschuldet. Beide Male fusionierte Remo Stoffel sie mit einer anderen seiner Firmen.
Mehrere überschuldete Unternehmen
Es ist ein Vorgang, der regelmässig vorkommt in Remo Stoffels schwer durchschaubaren Firmengruppe.
Seit 2013 hat er 12 Mal eigene Firmen miteinander fusioniert. Neun Mal waren beteiligte Firmen zum Zeitpunkt der Fusion buchmässig überschuldet.
Marco Passardi ist Professor an der Hochschule Luzern und unterrichtet Controlling, Accounting und Auditing, einfach gesagt: Finanz-Buchhaltung.
Er sagt, grundsätzlich seien Sanierungsfusionen im Gesetz vorgesehen: «In diesem Fall ist aber vor allem auffällig, dass es sehr viele Firmen sind, die mit sehr hohen Beträgen operieren. Das ist in meiner Erfahrung ungewöhnlich in dieser Intensität und in dieser Höhe.»
Remo Stoffel sagt zu seinen überschuldeten Gesellschaften, dies sei eine «Fragment-Sicht, die für die Solvenz unserer Firma nicht aussagekräftig» sei. Allerdings wollte er auf Anfrage keinen Einblick in seine Konzernrechnung gewähren.
Gleich viel Vermögen wie Verbindlichkeiten
So bleibt das Bild grosser Vermögen und grosser Schulden. Beispielsweise hatte 2010 Remo Stoffels damalige Einzelfirma eine Bilanzsumme von über 72 Millionen Franken.
Doch dem Vermögen standen fast ebenso viele Verbindlichkeiten gegenüber, so dass unter dem Strich gerade mal ein Aktivenüberschuss von rund 84'000 Franken verblieb – wenig mehr als ein Tausendstel.
Faustregel: Nicht mehr als 80 Prozent Fremdkapital
Marco Passardi von der Hochschule Luzern sagt nach Einblick in Dutzende Unterlagen aus Remo Stoffels Firmengeflecht: «Die Bilanzen zeigen insgesamt ein Bild, das eine sehr hohe Verschuldung präsentiert. Das heisst, diese Firmen sind nicht im Rahmen der Faustregel, die man kennt. Die Faustregel ist, nicht mehr als 80 Prozent Fremdkapital zu haben.»
Das zeigte sich etwa vor einem Jahr, als Remo Stoffels Firma Immobilien an den Versicherer Swiss Life verkaufte.
Was vom 213-Millionen-Verkauf übrigblieb
Das Schweizerische Handelsamtsblatt veröffentlichte, dass die Gegenleistung für diesen Verkauf rund 213 Millionen Franken betrage. Doch am Ende hat Remo Stoffel nur einen Bruchteil dieses Geldes erhalten.
Denn über 185 Millionen bezahlte Swiss Life direkt an diverse Banken, um dort Hypothekarschulden Remo Stoffels abzulösen.
Fast 18 Millionen Franken bezahlte Swiss Life für Remo Stoffel als Grundstückgewinnsteuern. Weitere rund 8 Millionen Franken behielt Swiss Life zurück für allfällige Steuernachforderungen gegen ihn.
Unter dem Strich resultierte für Stoffel ein Erlös von zwischen rund zwei und zehn Millionen Franken, also ein bis fünf Prozent der Verkaufsumme.
Mehrere laufende Verfahren
Remo Stoffel wollte sich dazu nicht äussern und schrieb: «Als private unabhängige Firma geniessen wir das Privileg, die Freude am Genuss der süssen Früchte unserer unternehmerischen Leistung nicht mit der Öffentlichkeit teilen zu müssen.»
Den Behörden reicht diese Antwort nicht: Eidgenössische Steuerverwaltung und Bündner Steuerbehörden fordern Millionen von ihm. Das Bundesgericht dürfte bis Ende Jahr entscheiden.
Die Zürcher Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verdachts auf Steuerbetrug in Höhe von 150 Millionen Franken gegen ihn. Remo Stoffel sagt, er kooperiere mit der Justiz. Rückstellungen für Steuerforderungen habe er auf der Seite.