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Übernahme gescheitert Sunrise-CEO Swantee erklärt Kaufvorhaben für «tot»

  • Die geplante Fusion der schweizerischen Telekommunikationsunternehmen Sunrise und UPC ist gescheitert.
  • Das Kaufvorhaben sei «tot», sagte Sunrise-Vorstandschef Olaf Swantee gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.
  • Andere Übernahmepläne gebe es erst einmal nicht.

Zuvor hatte der Telekommunikationskonzern Sunrise seine ausserordentliche Generalversammlung von morgen Mittwoch abgesagt. Grund sei der Streit um den Kauf von UPC durch Sunrise gewesen. Laut Sunrise habe eine deutliche Mehrheit der Aktionäre, die sich für die GV registriert hatten, die Kapitalerhöhung zur Finanzierung des 6.3-Milliarden-Kaufs nicht unterstützt.

Wortführerin des Widerstands war die deutsche Grossaktionärin Freenet. Freenet besitzt 24.5 Prozent an Sunrise.

Freenet-CEO Vilanek – der Sieger?

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Vilanek
Legende: Keystone

Christoph Vilanek ist CEO von Freenet, dem Grossaktionär von Sunrise und Gegner der Übernahme. Er fühlt sich nun aber nicht als Sieger. Das sei nicht angebracht, sagt er gegenüber SRF. «Ich bin sicherlich erfreut, dass unsere Position – nämlich dass die Transaktion zu teuer ist, bestehende Aktionäre diskriminiert und Eigentum der bestehenden Aktionäre vernichtet – offensichtlich eine deutliche Mehrheit der Sunrise-Eigentümer überzeugt hat.» Insofern freue er sich zwar, dass sich diese Position durchgesetzt habe. «Aber ich bin gleichzeitig unglücklich, dass so viel Geld in einen Plan gesteckt wurde, der jetzt gescheitert ist.» Man hätte das von vornherein nicht gegen den Willen des Grossaktionärs machen sollen, so Vilanek.

Angesprochen darauf, ob er jetzt auch Veränderungen im Verwaltungsrat von Sunrise erwarte, sagt er: «Mir geht es nicht darum, dass man personelle Konsequenzen ziehen muss. Ich glaube, dass jeder jetzt akzeptieren sollte, was der Eigentümer wollte und mit voller Energie wieder an dem arbeitet, wofür Sunrise die letzten Jahre gestanden hat.» Sunrise-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer hatte in den vergangenen Wochen alles getan, um die Übernahme durchzubringen. Zwischen ihm und Kurer sei es deshalb auch emotional geworden, so Vilanek.

Er könne mit ihm aber durchaus weiterarbeiten, es gehe ihm nicht um persönliche Vorlieben. «Aber ich möchte hinzufügen, dass das Management immer wieder auch mit Konsequenzen im Management gedroht und versucht hat, Leute damit zu beeinflussen.» Deshalb gelte es, sich zu überlegen, ob Kurer noch der Richtige sei für die Umsetzung einer neuen Strategie, wenn die Strategie, die dieser über Monate entwickelt habe, nicht gewollt wurde.

Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisierte den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung von 2.8 Milliarden Franken als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre. Zudem ergebe die Übernahme strategisch keinen Sinn. Wegen der neuen Mobilfunkgeneration 5G lohne sich der Kauf des UPC-Kabelnetzes für so viel Geld nicht.

Olaf Swantee erklärte gegenüber SRF, dass viele Aktionäre verstanden hatten, das dieser Deal gut gewesen wäre für die Aktionäre und die Schweiz. Doch müsse er auch die Meinung jener respektieren, die diese Ansicht nicht teilen: «Das müssen wir respektieren – und das respektieren wir auch. Und wir gehen jetzt zurück zu unserer Sunrise-Stand-Alone Strategie.»

Sunrise-VR-Präsident Peter Kurer bedauerte die Annullation der GV: «Wir haben viel Zeit in die Gespräche mit unseren Aktionären investiert und sind weiterhin von den strategischen und finanziellen Gründen der Übernahme überzeugt.»

Der Aktienkaufvertrag bleibe allerdings in Kraft, bis eine Partei ihn kündige, teilte Sunrise weiter mit. Dies dürfte ein taktischer Schritt sein. Denn wenn Sunrise den Vertrag kündigen würde, müsste der Schweizer Telekomkonzern eine Strafe von 50 Millionen Franken bezahlen. Deshalb dürfte Sunrise keine Eile mit der Kündigung haben und warten, bis UPC-Verkäuferin Liberty Global kündigt.

Mit dem Kauf von UPC hätte Sunrise ein eigenes Festnetz erworben und wäre zu einer stärkeren Konkurrentin von Platzhirsch Swisscom geworden.

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