Zwei Prozent Wachstum – das prognostizierte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) noch im Dezember für das Jahr 2015. Doch es kam anders. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Nationalbank im Januar war ein zu grosser Schock. Bereits im ersten Quartal wuchs die Schweizer Wirtschaft nicht mehr: Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Seco, spricht von einer «Vollbremsung». Und auch von April bis Juni wurde es nicht wirklich besser.
Nimmt man beide Quartale zusammen (Q1: -0,2 Prozent, Q2: +0,2 Prozent) resultiert für das erste halbe Jahr des laufenden Jahres ein Nullwachstum. Scheidegger kann dieser Situation allerdings auch Positives abgewinnen: «Die gute Nachricht ist, dass sich die Lage damit vorerst zu stabilisieren scheint.»
Die gute Nachricht ist, dass sich die Lage vorerst zu stabilisieren scheint.
Denn nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal leicht geschrumpft war, fürchteten viele Ökonomen, dass die Schweiz in eine Rezession abgleitet. Technisch gesehen trifft dies ein, wenn das Wachstum einer Volkswirtschaft in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negativ ist – selbst wenn das Minus beide Male nur klein ist.
Exportpreise weiter gesunken
Verschiedene Faktoren halfen jedoch mit, dies zu verhindern. So sind zum Beispiel die Exporte weiterhin leicht gewachsen – nach den Klagen der Exportwirtschaft im letzten halben Jahr wohl die grösste Überraschung. «Es zeigt sich, dass wesentliche Teile der Exportwirtschaft erstaunlich anpassungsfähig sind», meint Scheidegger.
Gleichzeitig dürfe man diesen positiven Wert nicht überbewerten, sagt der Seco-Ökonom. «Wir hatten im gleichen Zeitraum sinkende Exportpreise. Das heisst, real gesehen mag das Exportvolumen leicht zugenommen haben, aber dahinter steckt doch eine starke Belastung der Exportwirtschaft.»
Schweizer fürchten Arbeitslosigkeit
Eine starke Stütze für die Konjunktur blieb der private Konsum, auch wegen der Zuwanderung, wie Scheidegger unterstreicht. Doch die Konsumenten waren mit ihren Einkäufen zurückhaltender als in vergangenen Quartalen. Der Einkaufstourismus sei daran aber nur zu einem kleinen Teil Schuld. «Die Konsumentenstimmung hat sich allgemein etwas verschlechtert. Die Leute erwarten eine weniger gute Wirtschaftsentwicklung und eine Zunahme der Arbeitslosigkeit.»
Ein leicht positives Signal für die Zukunft sind laut Scheidegger die weiterhin steigenden Investitionen in der Schweiz. Das heisst: Die Schweizer Wirtschaft glaubt weiterhin an den Standort Schweiz. Aber auch hier relativiert der Seco-Ökonom etwas: «Das bestätigt, dass wir nicht in einer schweren Krise sind. Allerdings sind die Investitionen im zweiten Quartal nur leicht gestiegen. Dasselbe Bild zeigt sich in den Vorquartalen.»
Wirtschaft soll 2015 um 0,8 Prozent wachsen
Im Moment geht das Seco nicht davon aus, dass die Wirtschaft doch noch in eine Rezession abrutscht. Zwar sei im Sommer eine «leichte Sorge» bezüglich der Entwicklung in China und dem Rest Asiens aufgekommen, sagt Scheidegger. Aber: «Das Umfeld für die S Volkswirtschaft entwickelt sich einigermassen gut». Insgesamt rechnet das Seco für 2015 deshalb doch noch mit einem Wachstum von 0,8 Prozent.
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