Das Coronavirus macht das Einkaufen umständlicher – auch von Lebensmitteln. Die Märkte sind geschlossen, die Anzahl von Leuten in den Lebensmittelläden wird beschränkt. Die Konsumentinnen und Konsumenten kaufen deshalb Lebensmittel, die länger haltbar sind.
Die aktuelle Ausnahmesituation führt in der Schweiz zu ganz neuen Verkaufsschlagern: Sauerkraut zum Beispiel. Eine, die sich damit auskennt, ist Andrea Schöni: «Die meisten Schweizer essen Sauerkraut im Winter.»
Sauerkraut bereitet «schlaflose» Nächte
Die Unternehmerin leitet die Schöni Swissfresh in Oberbipp im bernischen Oberaargau. Das Familienunternehmen gehört zu den grössten Produzenten von Sauerkraut der Schweiz.
Auch die Seefahrer haben früher gegen Skorbut Sauerkraut gegessen.
Nun ist Frühling – trotzdem ist im Unternehmen vieles anders als sonst: «Seit zwei bis drei Wochen haben wir durch die Corona-Krise ganz andere Zahlen: Die Bestellmengen im März sind viermal so hoch wie sonst. Darum haben wir die Nachtarbeitsbewilligung beantragt und auch erhalten.»
Derzeit verarbeitet die 60-köpfige Belegschaft das Doppelte der Menge Sauerkraut, die sie sonst im Spitzenmonat November fermentiert und verpackt. Das habe es in der 100-jährigen Geschichte des Familienunternehmens noch nie gegeben.
Schöni nennt verschiedene Gründe für diese Rekordnachfrage. Auf der einen Seite seien Sauerkraut, Rotkraut oder Randensalat abgepackt. Manche Leute hätten Angst, sich über offen angebotenes Frischgemüse anzustecken.
Sauerkraut sei zudem gut lagerbar und fermentiertes Gemüse sei gesund. «Auch die Seefahrer haben früher gegen Skorbut Sauerkraut gegessen. Dieser Gedanke kommt wieder auf.»
Konserviertes Gemüse beliebt
Schöni Swissfresh braucht nun zusätzliches Personal, um diesen 24-Stunden-Betrieb zu bewältigen. Die Firma sei schnell fündig geworden. «Gerade von Gastronomiebetrieben, welche schliessen mussten, konnten wir Personal rekrutieren.»
Marc Wermelinger, Geschäftsführer der Swisscofel, dem Schweizer Verband der Gemüsehändler, bestätigt, dass Sauerkraut derzeit sehr beliebt ist. «Sauerkraut ist ein konserviertes Gemüse und die Nachfrage nach sämtlichen Konserven ist gross.»
Neben Sauerkraut, gekochten Randen und Co. gehen auch haltbare Rohgemüse in grossen Mengen über die Ladentische, weiss Wermelinger. Es seien dies Kohl, Karotten, Sellerie und vor allem Kartoffeln. «Die Umsätze bei Speisekartoffeln sind aus Vorratsgründen sehr stark angestiegen. Durch die Schliessung aller Skigebiete ist jedoch der Konsum von Pommes Frites massiv zurückgegangen.»
Sehr gefragt seien in letzter Zeit auch Äpfel. Davon habe man genügend auf Lager.