Der Verband der Schweizer Uhrenindustrie (FH) ist beunruhigt über die «wenig klare» Entscheidung der Wettbewerbskommission (Weko), wie Präsident Jean-Daniel Pasche erklärt. Es entstehe Planungs-Unsicherheit, was die Lieferung von Uhrwerken durch die Swatch-Tochter ETA an Uhrenfabriken ausserhalb der Swatch-Gruppe betrifft.
Weniger diplomatisch äussert sich Swatch-Chef Nicolas Hayek: «Unverständlich und inakzeptabel» sei der Entscheid der Weko. «Die Weko hat geschlafen», ärgert er sich gegenüber der Agentur Awp. Nicht weniger als sechsmal habe Swatch die Weko in den letzten anderthalb Jahren darauf hingewiesen, dass die Zeit dränge.
Verwirrlicher Entscheid
Der Weko-Entscheid sei unverständlich und er komme zu spät, lauten also die Hauptvorwürfe der Schweizer Uhrenindustrie. Zumindest den ersten Vorwurf wird sich die Weko auch von Unbeteiligten gefallen lassen müssen. Unverständlich, im Sinne von verwirrlich, ist der Entscheid, so wie er verfasst worden ist, nämlich zweifellos.
Das halbseitige Weko-Papier beginnt mit der Feststellung, dass man erst im nächsten Sommer entscheide, dass noch alles offen sei. Und «dies stellt die Weko mit vorsorglichen Massnahmen» sicher. Sprich: Sie entscheidet doch. Aber nur vorläufig.
Allerdings macht auch der vorläufige Entscheid die Sache kaum klarer. Die Weko entscheidet, dass die ETA die anderen Uhrenfabriken vorläufig weiterhin mit Uhrwerken beliefern muss. Gleichzeitig gibt die Behörde im nachfolgenden Satz zu, dass es dafür nun zu spät ist: «Die Lieferungen werden aus faktischen Gründen vorläufig ausgesetzt.»
Die Kunden von ETA hätten sich seit sechs Jahren auf die Situation einstellen müssen, dass die ETA ab Januar 2020 keine mechanischen Uhrwerke mehr liefert, verteidigt sich die Wettbewerbskommission in einem Papier an die Presse.
Ausserdem habe ETA weiterhin die Möglichkeit, KMUs aus der Uhrenindustrie freiwillig mit mechanischen Uhrwerken zu beliefern, argumentiert die Weko. Was – siehe oben – «aus faktischen Gründen» nicht möglich zu sein scheint. Denn die Swatch-Tochter benötigt für die Produktion einen Vorlauf von sechs Monaten, wie es bei ETA heisst.
Unklare Situation
So bleibt bis zum endgültigen Weko-Entscheid – «voraussichtlich im Sommer 2020» – für viele kleinere Schweizer Uhrenhersteller ausserhalb der Swatch Group völlig unklar, woher sie das Werk ihrer Uhren künftig beziehen können. Lieferanten im Ausland kommen nicht in Frage, solange ihre Zifferblätter den immer noch begehrten Schriftzug «Swiss Made» nicht verlieren sollen.
Unruhen sind in der Produktion jeder mechanischen Uhr als Antrieb unverzichtbar. Auf die von der Wettbewerbskommission verbreitete Unruhe hätte die unter sinkenden Exporten leidende Branche aber gut verzichten können.