Die US-Notenbank spielt bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik weiter auf Zeit. Der Leitzins bleibe vorerst unverändert auf dem Rekordtief zwischen null und 0,25 Prozent, teilte die Federal Reserve (Fed) in Washington mit.
Furcht vor globaler Entwicklung
Auf diesem historisch niedrigen Niveau verharrt der Zins, zu dem Banken Zentralbankgeld leihen können, bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008. Aus Rücksicht auf den schwächelnden Wirtschaftsriesen China und die unsicheren Aussichten für die globale Konjunktur liessen die Währungshüter den Schlüsselsatz für die Geldversorgung der Banken unverändert.
Auch wenn die heimische Wirtschaft mittlerweile rund läuft, bereitet Fed-Chefin Janet Yellen der Blick nach Asien grosse Sorge: «Ein Grossteil unserer Aufmerksamkeit lag auf Risiken rund um China und die Schwellenländer», sagte sie vor der Presse. Ob die Zinswende nun wie von vielen Experten erwartet im Dezember kommt, liess Yellen offen: Auch der Oktober bleibe eine Möglichkeit, betonte die oberste Währungshüterin. Der Euro legte nach der Entscheidung deutlich zu und kletterte über die Marke von 1,14 Dollar. Die Märkte nahmen den Entschluss relativ gelassen.
«Es steht zuviel auf dem Spiel»
Laut SRF-Korrespondent Peter Düggeli zeige der heutige Tag, wie schwierig es sei für Notenbänker wirklich den richtigen Zeitpunkt zu finden, um aus dieser historischen Tiefzinsphase herauszukommen. «Es steht einfach sehr viel auf dem Spiel.»
Nur eine knappe Mehrheit der Ökonomen hatte mit einer unveränderten Geldpolitik gerechnet. Die US-Konjunktur hat deutlich an Fahrt gewonnen, so dass die Stützung der Wirtschaft durch billiges Geld zunehmend umstritten ist.
Warten auf bessere Arbeitsmarktzahlen
Die Fed will ihre Zinsen erst erhöhen, wenn der Aufschwung in den USA wirklich stabil genug ist. Am Arbeitsmarkt herrscht aber nach Definition vieler Volkswirte bereits Vollbeschäftigung, deshalb zieht ein Hauptargument für die extrem niedrigen Zinsen kaum noch.
In ihrem Statement räumte die Fed auch ein, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter verbessert habe. Eine erste Zinsanhebung werde kommen, wenn sich der Arbeitsmarkt noch weiter bessere und man zuversichtlich sein könne, dass die Inflation in Richtung des Fed-Ziels von zwei Prozent steige.
Angst vor Aufwertung des US-Dollars
Vor dem Hintergrund globaler Unsicherheiten hatten der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank die Fed aufgefordert, vorerst von einer Zinsanhebung abzusehen. Die Verknappung des billigen Geldes würde Anleger noch nervöser machen, so die Befürchtung.
Die US-Geldpolitik ist für die gesamte Weltwirtschaft von hoher Bedeutung. Sind die Zinsen in den USA höher als im Ausland, so zieht das internationales Finanzkapital an und lässt damit den Kurs des US-Dollar steigen.
Davor zittern vor allem Schwellenländer, in die in den Jahren der Nullzinsen viel Anlegergeld geflossen war. Zudem haben sich viele Unternehmen in aufstrebenden Volkswirtschaften stark in Dollar verschuldet. Sie würden deshalb unter einer weiteren Aufwertung der US-Währung leiden.