Fachleute stehen vor einem Rätsel: Woher der momentan grosse Appetit auf Bio-Eier rührt, ist selbst ihnen nicht klar. Edith Nüssli, Generalsekretärin des Eierproduzentenverbands GalloSuisse, vermutet, dass die grosse Nachfrage mit der Sortiment-Umstellung in der Migros zu tun hat. Bis nächstes Jahr soll es dort nur noch Eier aus Freiland- und Biohaltung geben.
Die grösste Eierverkäuferin des Landes räumt zurzeit die Eier aus Bodenhaltung aus den Regalen. «Am Markt hat das unter anderem dazu geführt, dass die Nachfrage nach Bio-Eiern in den letzten Monaten unerwartet stark zugenommen hat.»
Oder ist es ein Wertewandel?
Weil die Eier aus Bodenhaltung fehlen, greifen die Kunden also zu Bio-Eiern, vermutet Nüssli. Migros-Sprecherin Alexandra Kunz hat hingegen eine andere Erklärung, was zum Boom der Bio-Eier geführt hat. «Konsumenten legen immer mehr Wert auf die Umwelt und das Tierwohl.»
Den Trend zu Bio stellen auch andere Läden fest. Beliefert wird die Migros von der Bio-Eierhandelsfirma Hosberg. Geschäfsführer Jonas Reinhard bestätigt: «Das Bio-Ei ist grundsätzlich sehr beliebt. Wir haben auch dieses Jahr gegenüber dem vergangenen Jahr ein Wachstum von knapp zehn Prozent.» Und das entspricht etwa zehn Millionen Bio-Eiern zusätzlich, die verkauft werden.
Bekommt Jonas Reinhard bald neue Konkurrenz, weil auch andere Produzenten vom grossen Appetit der Kundschaft auf Bio profitieren wollen? Noch sei es zu früh, um diese Frage zu beantworten, sagt Nüssli: «Es ist im Moment noch nicht klar, ob das nur eine kurzfristige Reaktion ist, weil die Kunden verunsichert sind.» Etwa, weil sie in der Migros nicht mehr alle bisher gewohnten Eiersorten finden.
Umstellung auf Bio kostet Geld – und Zeit
Rund ein Fünftel der Eierproduzenten setzt bisher auf Bio. Die meisten produzieren Eier aus Freilandhaltung. Entscheiden sich diese Betriebe für die Bio-Produktion, dann müssten sie unter Umständen die Ställe umbauen und das Futter für die Hühner umstellen. Diese Umstellung inklusive Zertifizierung dauert bis zu zwei Jahre. Die Produzenten werden sicher diese Ostern abwarten und dann entscheiden, ob sie auf den Appetit auf Bio setzen.