Im Jahr 1841 führte der Brite Thomas Cook eine der ersten Pauschalreisen durch: Der überzeugte Anti-Alkoholiker organisierte eine Reise für mehr als 500 englische Arbeiter per Bahn von Leicester nach Loughborough, in der die Ausgaben für Verpflegung im Preis inbegriffen waren. Ziel der Fahrt war ein Abstinenzlertreffen.
Cook hatte die Vision, Menschen durch das Reisen zusammen zu bringen. Was früher einer elitären Minderheit vorbehalten war, sollte einer breiten Masse zugänglich werden. Er begann eine Reihe von Fahrten innerhalb von England zu organisieren, bevor er sein Angebot auf Europa ausweitete. 1863 nahm der Reiseorganisator die Schweiz und die Alpen in sein Programm auf.
«Switzerland with cheap tickets to Mont Blanc»
Die angebotene Pauschalreise in die Schweiz mit dem Namen «Switzerland with cheap tickets to Mont Blanc» verhalf Thomas Cook zum Durchbruch als Reisepionier. Die Schweiz selber war zu diesem Zeitpunkt noch ein touristisches Entwicklungsland.
Als am 25. Juni 1863 sieben unternehmungslustige Engländer zu der dreiwöchigen Tour durch die Alpen aufbrachen, waren sie auf Fortbewegungsmittel wie Postkutsche oder Maulesel angewiesen – vorallem aber auf die eigenen Füsse. Entsprechend war die Route kein Spaziergang, 10 Tage dauerte alleine die Reise von London in die Schweiz.
Doch die Mühen sollten sich nicht nur für die sieben Teilnehmer lohnen: Bereits im Folgejahr brachte Thomas Cook rund 500 Pauschalreisende in die Schweiz. Gemäss dem britischen Autoren Diccon Bewes eine unglaubliche Zahl für jene Zeit.
Beginn des Massentourismus
Nicht nur die Touren in die Schweiz waren ein Erfolg, das Unternehmen wuchs Schritt für Schritt zu einem der weltweit führenden Reiseveranstalter. Der internationale Konzern betreut heute jährlich mehr als 20 Millionen Kunden und beschäftigt rund 22'000 Mitarbeiter.
Mit seinen Pauschalreisen legte Thomas Cook den Grundstein für den heutigen Massentourismus. Die Anzahl an Reiseankünften hat sich seit den 1950er-Jahren massiv erhöht: Für das Jahr 2030 erwartet die World Tourism Organisation (UNWTO) gar 1,8 Milliarden Touristenankünfte weltweit. Das sind fast doppelt so viele wie 2010.
Entscheidend zum Wachstum beigetragen haben der wachsende Wohlstand sowie neue Arten von Transportmöglichkeiten. Urs Wagenseil, Tourismusdozent an der Hochschule Luzern, konkretisiert: «Das Entscheidende zu einem grösseren Tourismus, auch internationalerem Tourismus, ist die Entwicklung in der Flugindustrie gewesen.«
Negative Seiten des modernen Reisens
Gemäss der UNWTO erreichte im Jahr 2014 die Wertschöpfung des weltweiten Tourismus einen Wert in Höhe von 1.5 Trillionen US-Dollar. Vielerorts dient der Tourismus als Devisenbringer und schafft neue Arbeitsplätze.
Neben den positiven Auswirkungen bringt der Tourismus jedoch auch negative Folgen mit sich. Urs Wagenseil hält fest, dass der Massentourismus viele ökonomische, ökologische, und soziale Konflikte hervorrufe.
Gerade Entwicklungsländer, die sich wirtschaftlich vor allem auf den Tourismus fokussieren, sind von diesem stark abhängig. Des Weiteren wird die Umwelt durch das Verkehrsaufkommen extrem belastet. Aber auch die sozialen Konflikte sind nicht zu vernachlässigen: durch den Massentourismus droht die lokale Kultur verdrängt zu werden.
Gegenmassnahmen
Um diese negativen Auswirkungen des Massentourismus zu beschränken, hat die UNWTO 1999 einen Globalen Ethik-Kodex für den Tourismus verabschiedet. Der Kodex beinhaltet zehn Artikel, die sozusagen die Spielregeln für ethisches Verhalten im Tourismus darstellen.
Da der Ethikkodex jedoch kein international rechtsverbindliches Dokument darstellt, ist es Aufgabe der Politik, im jeweiligen Land eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen.