Der Abstieg des Mittelstandes in den Industriestaaten macht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Sorgen. Gehören noch 70 Prozent der Generation der Babyboomer im Durchschnitt aller Länder dem Mittelstand an, schaffen es von den Millennials nur noch 60 Prozent in den Mittelstand.
Die Gründe sind unterschiedlich. Zum einen stagnierten die Löhne des Mittelstandes seit der Finanzkrise. Gleichzeitig aber stiegen die Lebenskosten für den Mittelstand deutlich an. Vor allem für Gesundheit, Bildung und Wohnen geben Mittelstandshaushalte heute deutlich mehr aus als früher.
Am stärksten ins Gewicht fallen laut OECD die Wohnkosten. Sie sind in den Industriestaaten durchschnittlich dreimal stärker angestiegen als die Löhne. Gab ein Mittelstandshaushalt vor zwanzig Jahren einen Viertel des verfügbaren Einkommens für das Wohnen aus, ist es heute ein Drittel. Heute brauche es denn auch zwei Einkommen, um eine Familie im Mittelstand halten zu können, heisst es im Bericht der OECD.
Schweiz bildet Ausnahme
Für den Bericht stützt sich die OECD auf die nationalen Statistiken der OECD-Länder. Die Folge aus stagnierenden Löhnen und steigenden Lebenshaltungskosten: Jeder fünfte Haushalt des Mittelstands gibt mehr Geld aus als reinkommt. Mittelstandshaushalte sind heute laut OECD durchschnittlich denn auch stärker verschuldet als Haushalte der tiefen oder sehr hohen Einkommen.
Befund trifft auf Schweiz nicht zu
Die Schweiz bildet allerdings – zusammen mit Irland und Spanien – eine Ausnahme von diesem düsteren Bild: In diesen Ländern hat der Mittelstand seinen Wohlstand bis jetzt erhalten können.
Die Löhne in der Schweiz sind laut OECD nicht hinter jenen in anderen Einkommensschichten zurückgeblieben. Zudem gehört die Schweiz zu einem der wenigen Länder, in denen der Anteil der hohen Einkommen am Gesamteinkommen in den letzten dreissig Jahren gesunken ist.