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Weniger Verkehrsunfälle Tiefere Versicherungsprämien wegen Corona?

Weniger Verkehr bedeutet weniger Unfälle, bedeutet weniger Schäden. Erste Autoversicherer in den USA geben deshalb den Kunden Geld zurück.

2020 könnte für die Autoversicherer in Corona ein Spitzenjahr werden, sagt Urs Ramseier. Er ist Gründer von Twelve Capital, die auf Versicherungskapitalanlagen spezialisiert ist. «Die Kosten für die Motorfahrzeugversicherungen sind natürlich deutlich tiefer als in einem normalen Jahr», sagt Ramseier.

Die Kosten für die Motorfahrzeugversicherungen sind natürlich deutlich tiefer als in einem normalen Jahr.
Autor: Urs Ramseiner Twelve Capital

Deutlich tiefer Kosten also – bei Prämien, die schon bezahlt sind. «Die Versicherungsprämien müssen im Voraus überwiesen werden, das heisst, die Motorfahrzeugversicherungen werden aufgrund des Lockdowns viel höhere Gewinne ausweisen.»

Deutlich weniger Verkehr

Laut Inrix, einer Firma, die weltweit Verkehrsströme misst, lag der Verkehr in den USA 38 Prozent tiefer, in Spanien und Italien 60 bis 80 Prozent. Für die Schweiz gibt es keine Zahl. Die Kantonspolizei Uri sagt aber, dass man zurzeit 80 Prozent weniger Autos auf der Nord-Süd-Achse zähle. Der Kanton Zürich hat noch keine genauen Zahlen, redet aber von deutlich weniger Autos und Unfällen.

Fast kein Verkehr am Nordportal des Gotthardtunnels
Legende: Der Verkehr durch den Gotthard hat markant abgenommen. Keystone

In den USA hat der grösste Autoversicherer «Allstate» anfangs Woche angekündigt, dass man den Kunden 15 Prozent Prämie pro Monat zurückzahle – mindestens für April und Mai. Denn man habe bis zu 40 Prozent weniger Schadensmeldungen. Die kleinere «American Family» zahlt pauschal 50 Dollar pro Auto zurück.

Prämienreduktion gefordert

In der Schweiz sagen die angefragten Autoversicherer, dass sie sich noch nicht mit dem Thema befasst hätten. Wer die Autonummern hinterlegte, dem werde die Prämie gutgeschrieben, schreiben allerdings AXA und Zurich.

Der Chefin der Stiftung Konsumentenschutz, Sara Stalder, reicht dies nicht. «Wenn die Versicherungen nicht von sich aus tätig werden und die Prämien reduzieren, dann muss die Regulierungsbehörde – die Finanzmarktaufsicht – tätig werden und auf nächstes Jahr die Prämien gegen unten korrigieren.» Dies umso mehr, als die Autoversicherer laut Finma-Statistik heute schon ein Drittel mehr Prämien einnehmen, als sie für Schäden bezahlen müssten. 2018 war es eine Milliarde Franken gewesen.

Dass man sich der Problematik durchaus bewusst ist, zeigt die Zurich Versicherung in Spanien. Dort will man 30 Millionen Euro an Kunden zurückzahlen – auch an Kunden mit Fahrzeug-Policen.

Heute Morgen, 9.4.2020, 6:00 Uhr

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