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Wettstreit der Anbieter E-Trottis an jeder Ecke

Immer mehr Anbieter drängen in den Schweizer Markt. Wird dem wilden Treiben bald ein Riegel geschoben?

Auf Leih-Velos folgten Leih-Elektro-Velos, inzwischen sind auch Leih-Elektro-Trottinette auf Zürcher und Basler Strassen und Velowegen zu beobachten. Ein Wettstreit verschiedener Anbieter ist entbrannt – inzwischen mischen zwar auch Schweizer Unternehmen mit, amerikanische Startups sind jedoch im Vorsprung.

Zum Beispiel mit den grünen, blinkenden Lime- und den schwarzen Bird-Scootern. Zusammen sind die Startups mehrere Milliarden wert. Beide verfolgen ein Free-floating-Konzept: Das heisst, die Trottis werden mit der entsprechenden App aufgespürt, entriegelt und können an einem beliebigen Ort wieder deponiert werden. Die von den Amerikanern propagierte Philosophie: auf unnötig kurze Autostrecken verzichten und die Luftverschmutzung reduzieren.

E-Trottinette-Verleiher verfolgen ein Geschäftsmodell, welches Gewinn der Logik vorzieht.
Autor: Jürg Röthlisberger Direktor Bundesamt für Strassen (ASTRA)

Viel Kritik aus der Verwaltung

Die angekündigte «Verkehrsrevolution» beäugt das Bundesamt für Strassen (Astra) skeptisch. Direktor Jürg Röthlisberger sieht für Städte keinen Gewinn: Der Druck auf Strassen werde erhöht, zu Fuss gehen käme zu kurz. Er prophezeit eher zusätzliche Probleme, anstatt dass welche gelöst würden: «E-Trottinette-Verleiher verfolgen ein Geschäftsmodell, welches Gewinn der Logik vorzieht. Behörden, Politik und Gesellschaft müssen sich fragen, ob sie so ein Geschäftsmodell mit all seinen negativen Folgen akzeptieren wollen.»

Zusätzliche Probleme, das wäre eine Überschwemmung des öffentlichen Raums mit Mobilitätsvehikeln. In den USA ist dies bereits Realität, denn dort gibt es die Scooter bereits in über 100 Städten. Auf sozialen Medien kursieren Spott-Bilder vom Trottinette-Chaos, ein Instagram-Account widmet sich voll und ganz Bildern von zerstörten Trottis. Zu viele, zu gefährlich, zu viel Schrott – einige Städte haben die Gefährte mittlerweile verboten.

SBB und Swisscom ziehen mit

Eine Antwort auf das Trotti-Chaos hat eine Tochtergesellschaft der Swisscom, Cablex, mit ihrer Marke Ibion lanciert. Ibion arbeitet mit der SBB zusammen und bietet in Basel, Baden, Muttenz und Pratteln in einem Pilotversuch E-Scooter an. Im Unterschied zu Bird und Lime sind die Scooter jedoch in Boxen fest installiert. «Andere Konzepte sind freier, flexibler. Unsere Konzpet bietet viel mehr Service, Ordnung, und die Trottinettes sind immer geladen», sagt Daniel Binzegger, CEO von Cablex.

Swisscom-Tochter Cablex und die SBB wollen das Feld nicht kampflos den Amerikanern überlassen. Bernhard Meier, Delegierter Public Affairs und Regulation SBB, glaubt seinerseits an integrierte Mobilitätsleistungen: «Es ist ein Entdeckungsverfahren. An einigen Orten arbeiten wir mit Partnern, an anderen probieren wir selber etwas. Unsere Ambition ist klar: wir wollen ein wichtiger Player sein.»

Das ordentliche System von Ibion, oder doch die totale Freiheit von Bird und Lime? Welcher Anbieter sich behauptet und am meisten Sympathien gewinnt, entscheidet am Ende die mobile Bevölkerung durch ihr Nutzungsverhalten.

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