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Der mehrfach ausgezeichnete Autor Arno Geiger
Heribert Corn
abspielen. Laufzeit 21 Minuten.
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Alltag im Ausnahmezustand

«Unter der Drachenwand», der neue Roman des Erfolgsautors Arno Geiger, erzählt uns vom Leben und Lieben im Ausnahmezustand: Am Beispiel eines jungen Soldaten, der sich in der Provinz von einer Verletzung erholt, bekommen wir hautnah mit, was ein Alltag im Schatten des Zweiten Weltkrieges bedeutete.

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Veit Kolbe fühlt sich um seine besten Jahre betrogen: Mit 19 – direkt nach dem Schulabschluss – wurde er in den Krieg geschickt, und nun steckt er schon seit fünf Jahren in der Uniform, gehört zur grauen Masse. Kein Wunder plagt ihn primär nur eine Sehnsucht: endlich wieder ein Individuum zu werden und persönliche Pläne verfolgen zu können.
Eine Verletzung gönnt ihm zumindest einige Monate Verschnaufpause an der Heimatfront. Er erholt sich im Dorf Mondsee, das direkt unter einer steilen Felsflanke liegt, der «Drachenwand». Dorf lernt er seine erste grosse Liebe kennen.

So gesehen lässt sich der Roman als Parabel lesen von Menschen, die seit Jahren fremdbestimmt sind. Niemand weiss, ob es noch ein «Morgen» gibt; was zählt ist nur der Moment. «Die Leute wurden in eine Situation hineingestossen, ohne je gefragt worden zu sein», sagt Arno Geiger im Gespräch mit Luzia Stettler. «Nun müssen sie das Beste daraus machen – immer mit der Drohung im Nacken: Was man im Leben versäumt, das ist das Leben.»

Mit dem feinfühligen Porträt seines dementen Vaters – «Der alte König in seinem Exil» – war Arno Geiger einem breiten Publikum bekannt geworden. Er ermöglichte eine völlig neue Wahrnehmung von Alzheimer-Patienten. Im neuen Roman blickt er in einer ungewohnten Perspektive auf den Alltag im Schatten eines Krieges: «Literatur beschäftige sich immer mit den Bedingungen der menschlichen Existenz», betont Geiger, «und ich will als Schriftsteller eine Lanze brechen für den Einzelnen mit seiner ganz eigenen Geschichte».

Buchhinweis:
Arno Geiger. Unter der Drachenwand. Hanser Verlag, 2018.

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