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Tony Sirico und James Gandolfini (rechts) bei den Dreharbeiten zur Mafiaserie «The Sopranos», die als eine der Begründerinnen der neuen TV-Serienkultur gilt.
Keystone
abspielen. Laufzeit 49 Minuten 47 Sekunden.
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Balzac in Boston - TV-Serien als Gesellschaftsromane

Das US-amerikanische Unterhaltungsfernsehen hatte bei Intellektuellen lange Zeit einen schweren Stand. Serien wie «Bonanza», «Dallas» oder «Denver Clan» schienen nicht mehr zu sein als das Spiegelbild einer weitgehend kulturlosen Gesellschaft. Das hat sich grundlegend geändert.

Heute sitzen die ehemaligen Kritiker des Genres nicht nur gebannt vor dem Fernseher, wenn Folgen von «Mad Men» oder «The Wire» ausgestrahlt werden. Sie schreiben sogar Aufsätze und ganze Bücher über die neuen Serien, die über den Atlantik nach Europa kommen und zur Primetime auch in die deutschen Wohnzimmer gespült werden.

Diese Revolution findet im Fernsehen statt: Spätestens seit dem Mafia-Drama «Die Sopranos» zeichnete sich ein neuer Typ der TV-Serie als Epos ab.

Mehrere Staffeln und 50 bis 80 Stunden Gesamtlänge, hochkomplexe Charaktere, weit ausgreifende Handlungsstränge - und detaillierten Schilderungen von Milieus und Lebenswelten, die die grossen Erzählwerke des 19. Jahrhunderts erinnern.

Kein Wunder, dass das Feuilleton der FAZ die DVD-Box mit der letzten Staffel der Polizei-Serie «The Wire» zum «Roman der Gegenwart» erklärt und Autor David Simon mit Balzac vergleicht.

Mit welchen Mitteln arbeiten die «neuen Realisten» im amerikanischen Fernsehen? Aus welchen literarischen Traditionen schöpfen sie - und wie entwickeln sie neue Erzählstrategien für das 21. Jahrhundert?

Katja Huber und Christian Schiffer machen einen Streifzug durch die Fernsehlandschaft in den USA und Deutschland und treffen Produzenten, Drehbuchautoren und Kritiker.

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