Die 1954 geborene Sibylle Lewitscharoff ist aber vor allem auch eine eigenwillige, intelligente, radikal formbewusste und sprudelnd schräge Erzählerin sei es in ihrem Roman «Blumenberg» von 2011, einer tollkühnen «Heiligen-Vita» des Philosophen Hans Blumenberg, oder im Roman «Apostoloff» von 2009, ihrem bekanntesten Buch.
Darin erzählt die Autorin von einem Exil-Bulgaren, der sich, wie Lewitscharoffs eigener Vater, als Arzt in Stuttgart das Leben genommen hatte, als die Tochter, im Roman Ich-Erzählerin, gerade neun Jahre alt war. Nun überführt sie zusammen mit ihrer Schwester die exhumierten Überreste des Toten nach Bulgarien, trifft dort auf ein verheertes Land und hebt zu einer «bis aufs Messer komischen» Suada an, wie man sie seit Thomas Bernhard nicht mehr gelesen hat.
«Reflexe» sendet einen Mitschnitt von Sibylle Lewitscharoffs Büchner-Preis-Rede am 26. Oktober in Darmstadt.