Er war Klassenbester und Buhmann in Dresden gewesen, Emigrant und Korrepetitor am Teatro Colón in Buenos Aires, Chef der Oper Frankfurt und er galt als Intellektueller unter den Dirigenten. Quotendenken war ihm suspekt, denn Musik sei dazu da, den Menschen «die Konflikte ihrer Zeit und ihres Inneren paradigmatisch vorzuführen».
Als Chef der Oper Frankfurt schrieb er in der legendären «Ära Gielen» (1977–1987) Geschichte. Die Zusammenarbeit mit der streitbaren Regisseurin Ruth Berghaus und dem Chefdramaturgen Klaus Zehelein verkörperte den kompromisslosen Anspruch an ein Musiktheater der Gegenwart. Inszenierungen wie Wagners Ring (Ruth Berghaus) oder Verdis Aida (Hans Neuenfels) hatten Skandalwirkung und sicherten dem Haus den Ruf der Avantgardeoper.
Wir wiederholen das Portrait, das Corinne Holtz zu seinem 90. Geburtstag zeichnete.