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Ghosting – wenn die Liebsten spurlos verschwinden

Radikale Kontaktabbrüche in Beziehungen sind so alt wie die Menschheit. Aber das digitale Zeitalter macht es einfacher, sich ohne Begründung zu verflüchtigen. «Ghosting» nennt sich dieses wachsende Phänomen, das die Liebe zur Ware degradiert. Und viele Betroffene in eine schwere Krise stürzt.

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Alicia lernte ihren Prinzen via Instagramm kennen; er machte ihr Komplimente wegen ihres Outfits und bald schon wurde mehr daraus: die beiden trafen sich regelmässig zu langen Strandspaziergängen, kochten gemeinsam und führten gute Gespräche. Vor einem halben Jahr tauchte er dann – ohne Vorwarnung – einfach ab. Alicia wartet noch heute vergeblich auf eine Erklärung. Und will vorderhand von Männerbekanntschaften nichts mehr wissen.

«Dieses Schweigen ist für die Betroffenen das Schlimmste», sagt Ghosting-Expertin und Buchautorin Tina Soliman. «Denn wenn man etwas nicht versteht, kann man damit auch nicht abschliessen».

Menschen, die so rücksichtslos mit Gefühlen anderer umspringen, werden in Fachkreisen auch «Bulimiker der Liebe» genannt: Sie stopfen unzählige Dates in sich hinein, um sie dann möglichst rasch wieder loszuwerden. Rund 50 % der Millenials sollen – gemäss Soliman – in irgend einer Form schon von «Ghosting» betroffen gewesen sein.

Der Schriftsteller Jan Drees hat seine schlimmen Erfahrungen literarisch verarbeitet: Im Roman «Sandbergs Liebe» erzählt er von einem Mann, der auf einer Dating-Plattform ins Netz einer toxischen Beziehung geriet: eine Frau schaffte es, ihn derart zu manipulieren, dass er jegliches Selbstbewusstsein verlor. Am Schluss wählte auch sie den schnellen Abgang, löschte den Kontakt zu ihrem Profil. «Ich bin entfreundet worden, einfach so», notiert er als Bilanz.

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