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Der neue Glattauer ist da!

Der Wiener Autor Daniel Glattauer hat sich mit den beiden Bänden «Gut gegen Nordwind» und «Alle sieben Wellen» in die Herzen unzähliger Menschen geschrieben. Mit dieser ungewöhnlichen Liebesgeschichte in zwei Teilen hat er auch viele NichtleserInnen zum Lesen gebracht.

Nun erscheint mit «Geschenkt» ein weiteres Buch von Daniel Glattauer, das gross angekündigt und beworben wird. Auf dem Cover sind zwei Papierflieger zu sehen, die aufeinander zuhalten. Was will uns dieses sagen? Schreiben sich hier gar wieder zwei Leute und schicken sich die Zeilen per Luftpost?

Nein, es ist kein E-Mail Roman, aber es steckt auch eine Liebesgeschichte in «Geschenkt». Der Roman orientiert sich am realen Ereignis "Wunder von Braunschweig". Damit wird eine Serie anonymer Bargeld-Spenden in Braunschweig an soziale und karitative Einrichtungen sowie unverschuldet in Not geratene Einzelpersonen bezeichnet.

Eine solche Spenden-Serie setzt in «Geschenkt» ein, nachdem der versiefte Journalist Gerold Plassek einen Artikel über eine Obdachlosenschlafstätte veröffentlicht hat. Aber das ist nicht die einzige Überraschung in seinem Leben: Auf einmal sitzt ein Junge in seinem Büro, der allem Anschein nach sein Sohn ist, seine Zahnärztin hat es auf sein Herz anstatt seine Zähne abgesehen und bald steht er beruflich und privat an einer Weggabelung.

«Geschenkt» ist - zum Beispiel mit den vielen Überschriften ob den kommenden Absätzen - immer wieder originell. Was Daniel Glattauer auszeichnet, ist sein Witz, aber auch sein Sinn für aussergewöhnliche Ansichten und unerwartete Wendungen. Es ist ein solides Buch ohne Talsohlen, aber auch ohne Höhenflüge. Der Autor hat den faszinierenden Fall der anonymen Spendenserie tipptopp verwertet

Leseprobe, Kapitel 1, «Manuel», Seite 7:

Meinen Sohn hätte ich mir anders vorgestellt. Ich blickte manchmal vom Bildschirm auf und tat so, als würde ich nachdenken. Eigentlich beobachtete ich aber Manuel - nämlich dabei, wie er sich unbeobachtet fühlte, und er sah gar nicht souverän dabei aus. Ich hielt es offen gestanden für eine Zumutung, dass er Manuel hiess, eine Zumutung ihm und mir gegenüber. Warum hatte man mich nicht gefragt? Ich hätte Manuel nicht zugelassen, ich hätte Manuel verhindert. Manuel, den Namen jedenfalls. Manuel, den Menschen ... was soll ich sagen, das war eben höheres Schicksal. Mein Schicksal war regelmässig eine Spur zu hoch für mich. Okay, wenn es wenigstens jemals oben geblieben wäre. Aber nein, irgendwann kam jedes meiner höheren Schicksale zu mir herunter und sagte «Guten Tag». In diesem Fall in Form meines vierzehnjährigen Sohnes.

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