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Allianz-Helpbox: ein heimlicher Klumpfuss?

Laufzeit 4 Minuten 58 Sekunden. , Oliver Fueter

Die Versicherung Allianz Suisse wirbt mit einer grossen Kampagne für ihre Helpbox. Dieses Gerät alarmiert bei einem Unfall automatisch eine Notrufzentrale der Versicherung und übermittelt den Standort des Autos. Zudem kann über die Box Pannenhilfe organisiert und ein gestohlenes Auto geortet werden. Das Gerät ist aber auch ein Unfalldatenschreiber. Und hier sammelt der Versicherte allenfalls Beweise gegen sich selbst.

Die Daten aus der Helpbox gehören nämlich der Allianz Suisse. Der Kunde gibt mit dem Einbau des Geräts die Einwilligung, dass die Allianz bei einem Unfall auf diese Daten zurückgreifen kann. Der eidgenössische Datenschützer Hanspeter Thür gibt zu bedenken: «Ein Autofahrer kann dann nicht mehr argumentieren: Diese Daten gehören mir und die Versicherung darf sie bei einem Unfall nicht mehr auswerten.»

Der Sprecher von Allianz Suisse, Hans-Peter Nehmer, gibt zu, dass die Versicherung die Daten allenfalls auch gegen den Kunden verwenden könnte: «Dies möchte ich nicht in Abrede stellen. Aber bisher gibt es keinen einzigen Fall, in dem wir Daten gegen eine Kunden verwendet haben.» Auf der anderen Seite hätten schon Kunden die Daten der Helpbox genutzt, um ihre Unschuld zu beweisen.

Alle Daten gehen nach München
In der Werbung betont die Allianz, dass die Daten des Crash-Recorders immer wieder überschrieben würden. Dies stimmt lediglich für den Recorder im Auto. Dieser übermittelt die Daten des Fahrzeugs aber auch laufend in die Allianz-Zentrale in München. Dort werden sie nicht gleich wieder überschrieben, sondern 1 Jahr lang auf einem Rechner gespeichert. Nach 1 Jahr werden die Daten dann anonymisiert. Allianz Suisse-Sprecher Hans-Peter Nehmer begründet diese Speicherfrist so: «Es gibt Fälle, in denen mit einer richterlichen Verfügung verlangt wird, dass wir die Daten beispielsweise für eine Unfallrekonstruktion herausgeben. Dann müssen wir auf diese Daten zurückgreifen können.»

Für den eidgenössischen Datenschützer ist diese Begründung nicht nachvollziehbar: «Es ist niemand verpflichtet, Fahrtenschreiber zu installieren und deren Daten für eine bestimmte Zeit aufzubewahren.» Es würde sowieso genügen, wenn nur reine Unfalldaten in der Münchner Allianz-Zentrale gespeichert würden und nicht laufend sämtliche Daten aus der Helpbox.

Werden Daten noch anders genutzt?
Allianz-Sprecher Hans-Peter Nehmer versichert, dass die Versicherung die Daten aus den Helpboxes für keine anderen Zwecke benutze. Versicherungsexperte Stefan Thurnherr vom VZ Vermögenszentrum ist hier skeptisch: «Der Versicherer nutzt diese Daten wahrscheinlich auch zum Überprüfen seiner Prämien.» Er könne so die Prämienkalkulation optimieren.

Wie viel die Helpbox im Notfall bringt, ist fraglich. Die Allianz wirbt mit einem Kunden, der sagt, er sei Dank der Notruf-Funktion noch am Leben. Andererseits erklärten mehrere Polizei- und Rettungskorps auf Anfrage von «Espresso», unentdeckte Unfälle seien in der Schweiz äusserst selten. Und genau mit dieser Situation wirbt die Allianz für ihr Produkt, das für die Mindestdauer von 3 Jahren immerhin 640 Franken kostet.

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