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Grosses Bienensterben: Weniger Schweizer Honig

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Grosses Bienensterben: Weniger Schweizer Honig

Laufzeit 4 Minuten 3 Sekunden. , Magnus Renggli

So dramatisch war es noch nie: Die Hälfte aller Schweizer Bienenvölker hat das Winterhalbjahr nicht überlebt. «Damit haben sich unsere schlimmsten Befürchtungen bestätigt», sagt Richard Wyss, Präsident des Vereins der Deutschschweizerischen Bienenfreunde (VDRB). Hauptursache ist die Varroa-Milbe.

Sämtliche Kantone waren von diesen Verlusten mehr oder weniger stark betroffen, in einzelnen Regionen gibt es gravierende Unterschiede. «50 Prozent entspricht der unvorstellbar hohen Zahl von rund 100‘000 Bienenvölkern», erklärt Wyss. Es sind dies die schlimmsten Verluste, seitdem diese Zahlen systematisch erfasst werden. Den Schweizer Imkern entsteht laut Angben des VDRB ein Verlust von rund 25 Millionen Franken.

Eine tote Biene gibt keinen Honig
Herr und Frau Schweizer konsumieren durchschnittlich 1,5 Kilogramm Honig pro Jahr. Ein Drittel stammt dabei aus der Schweiz. Wenn nun die Hälfte der Bienenvölker gestorben sind, bedeutet dies, dass es weniger Schweizer Honig gibt. «Es ist eine ganz eifache Überlegung: Ein Bienenvolk, das wir nicht mehr haben, bringt keinen Honig ein», stellt Robert Sieber fest. Er ist leitender Redaktor der Schweizer Bienenzeitung und selber Imker. «Eine Halbierung ist allerdings nicht zu erwarten.» Es gebe einige Faktoren, die die Honigernte beeinflussen: Beispielsweise das Wetter oder die Standhaftigkeit des Bienenvolks. Dass sich der Schweizer Honig aufgrund der Verknappung verteuert, sei nicht anzunehmen.

Wo steht die Forschung?
Die parasitische Varroa-Milbe ist erwiesenermassen hauptverantwortlich für das nahezu weltweite Bienensterben. Die Milbenbekämpfung ist deshalb von erheblicher Relevanz. Die Wirksamkeit vieler Mittel ist durch Resistenzbildung verloren gegangen. Die heute angewendeten organischen Säuren wirken aufgrund der Abhängigkeit von Aussentemperaturen sowie Fehlern in der Anwendung oft ungenügend. Hinzu kommt, dass viele Milben spät im Jahr aus stark befallenen Völkern in bereits behandelte Völker übertragen werden.

Aufgrund der dramatischen Situation will das Bienenzentrum der Forschungsanstalt Acroscope in einem gross angelegten Feldversuch zusammen mit einem regionalen Imkerverein die Wirksamkeit einer flächendeckend koordinierten Behandlung untersuchen. Wenn dies in der Versuchsregion Berner Seeland gelingt, haben die Forscher eine erste Notmassnahme zur Verhinderung weiterer Verluste.

Langfristig zielt die Forschung auf eine nachhaltige Lösung des Varroa Problems ab. In einem Forschungsansatz wird zur biologischen Bekämpfung ein spezieller Pilz entwickelt. In einem zweiten Forschungsansatz untersucht man die Mechanismen, welche die Reproduktion der Milbe steuern mit dem Ziel, die Reproduktion zu blockieren. Aufgrund der Ergebnisse der letzten Forschungssaison, sind die Forscher von Acroscope zuversichtlich, in ein paar Jahren zu praktischen Lösungen zu kommen.

Die Dringlichkeit der Situation hat nun auch der Bundesrat erkannt. Per Anfang 2013 wird ein sogenannter Gesundheitsdienst geschaffen. Der nationale Bienengesundheitsdienst (BGD) soll dazu beitragen, die Bienengesundheit nachhaltig zu fördern und damit die Zahl der Seuchenfälle mittelfristig zu senken. Dies soll vor allem durch verstärkte Krankheitsprävention und Ausbildung erreicht werden.

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