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Hauptsache man fragt und man fragt authentisch, wenn die Arbeitskollegin an Krebs erkrankt ist.
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Krebskranke sind einsam und Arbeitskollegen hilflos – was tun?

Erkrankt ein Arbeitskollege an Krebs, herrscht eine grosse Unsicherheit im Betrieb, sagt die Psychoonkologin Sabine Lenz. Aus Hilflosigkeit wird der Kranke gemieden. Oder er wird ständig nach seinem Gesundheitszustand gefragt. Das ermüdet auf Dauer. Wie reagiere ich als Gesunder richtig?

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Krebskranke sind oft einsam und isoliert, gerade weil sich das Umfeld nicht zu fragen traut, wie es dem Patienten geht. Das ist für die Kranken sehr schmerzhaft.

Die Psychoonkologin Sabine Lenz hat 16 Jahre am Kantonsspital Aarau gearbeitet und ein Buch über ihre psychologische Arbeit mit Krebskranken geschrieben (Die Fähigkeit zu sterben. Meine psychologische Arbeit mit Krebskranken. Sie empfiehlt für den Umgang am Arbeitsplatz:

  • Fragen Sie Ihren Kollegen oder Ihre Kollegin nicht ständig nach den neusten Blutwerten. Die immergleiche Frage, von zehn verschiedenen Personen gestellt, macht müde.
  • Seien Sie dem Kranken gegenüber authentisch. Mit Sätzen wie «Sag, was ich fragen darf» oder «Sag, wenn ich Dir zu nahe trete, Dich bedränge, es Dir unangenehm ist» liegen Sie richtig.
  • Stehen Sie dazu, wenn Sie hilflos sind. Sagen Sie dies der Kranken aber auch. Sätze wie «Ich bin erschrocken, dass Du Krebs hast» oder: «Ich weiss nicht, was ich sagen soll» brechen das Eis.
  • Überlegen Sie sich, was Sie spontan am liebsten sagen oder fragen würden. Mit Ihrem Bauchgefühl liegen Sie in der Regel richtig.

Auch wenn eine an Krebs erkrankte Kollegin länger krankgeschrieben ist, möchte man sich melden, traut sich aber nicht. Hier empfiehlt die Psychoonkologin Sabine Lenz:

  • Überlegen Sie sich, was Sie dem Kollegen gerne in einem Brief, einem Mail oder einer SMS schreiben würden. Damit liegen Sie goldrichtig.
  • Auch einfach nur Grüsse genügen.
  • Schön ist auch: Ich denke an Dich.
  • Oder: Ich wüsste gerne, wie es Dir geht. Darf ich Dich anrufen?

Ist der Arbeitskollege oder die Kollegin im Spital, rät Sabine Lenz:

  • Ist ein Krebskranker im Spital, so geht es ihm nicht gut. Oft vertragen die Patienten dann keinen Besuch.
  • Kontaktieren Sie die Angehörigen, bevor Sie einen Besuch machen. Überraschungsbesuche sind nicht immer eine Freude.
  • Wenn Sie einen Besuch machen, halten Sie sich kurz. Eine Viertelstunde reicht.
  • Zwischen Schwerkranken und Gesunden ist ein grosser Graben. Es ist normal, dass Gesunde damit überfordert sind.
  • Rufen Sie an und fragen Sie den Kranken, ob Sie ihm eine Freude machen können: Mit welchem Buch, welcher DVD? Auch Blumen sind ein schöner Gruss, wenn man nicht weiss, was man sagen soll.

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