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Sexuelle Gewalt: Wenn sogar Mami wegschaut

Iris Galey wurde als Kind von ihrem Vater schwer missbraucht. Ihre Mutter hat geschwiegen. Die Autorin ist mit ihrem Schicksal nicht allein: In der Schweiz wird jedes vierte Mädchen und jeder zwölfte Junge missbraucht. Reden Betroffene, wird oft noch weggehört. Selbst in der eigenen Familie.

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«Erst musste ich ihn befriedigen und dann in die Schule»
Iris Galey wurde mit neun zum ersten Mal missbraucht. Von ihrem Vater. «Ich musste ihn masturbieren. Er zwang mich, ihn oral zu befriedigen. Danach musste ich in die Schule».

Mit 14 Jahren bricht es aus ihr heraus. An einem Abend, an dem ihr Vater nicht daheim ist. Am Tisch sitzen neben der jungen Iris ihre Mutter und zwei Kollegen des Vaters, die zu Besuch sind. Nachdem es aus Iris herausplatzt, bringen die Kollegen des Vaters sie zur Polizei. Zu einem Prozess kommt es aber nicht: Ihr Vater erschiesst sich zwei Tage später.


«Brüel nit, Schätzeli, sunscht wird s'Mami truurig»
Ihre Mutter habe mit ihr nie über den Missbrauch geredet, sagt Iris Galey. Sie selber hat auch 40 Jahre lang geschwiegen. Sie habe lange nicht begriffen, was ihr eigentlich angetan worden sei. Erst als sie über eine Sendung zum Thema Inzest stolpert, wird ihr einiges klar. Sie geht in eine Therapie - und nimmt an einem Schreibseminar teil.


«Ich weinte nicht, als Vater starb»
Die Therapie und das Schreibseminar sind eine Befreiung. 1988 erscheint ihr Erstling «Ich weinte nicht, als Vater starb», das zu einem Bestseller geworden ist. Nun liegt ihr zweites Buch in den Läden: «Ich weinte nicht, als Vater starb und hasste Sex, bis ich Liebe fand». Darin erzählt sie, wie sie im hohen Alter die Liebe ihres Lebens findet. Heiratet. Und Freude am Sex findet.


Warum wir bei sexuellem Missbrauch nicht wegschauen dürfen
Die Geschichte von Iris Galey ist kein Einzelfall. Jeden Tag werden in der Schweiz Kinder und Jugendliche Opfer sexueller Ausbeutung. Auch heute noch glaube man lieber den Tätern als den Opfern, sagt Regula Schwager von der Beratungsstelle Castagna. Wird offen darüber gesprochen, zerfällt das Familienbild. Und darum wird lieber geschwiegen, als sich den Betroffenen hinzuwenden. Die Opfer bleiben mit ihrem Schicksal alleine.


Anders als zu Iris Galeys Zeiten gibt es heute in der ganzen Schweiz Beratungsstellen, an die sich Betroffene wenden können. Auch Leute, die Betroffenen helfen wollen, kriegen fachkundige Hilfe.


Im Input erzählt Iris Galey ihre Geschichte. Und Profis von Beratungsstellen wie Castagna, dem Mädchenhaus, dem Schlupfhuus und dem Telefon 147 geben einen Einblick in ihren Alltag und zeigen, wo es offene Ohren und Türen für Betroffene und ihre Angehörige gibt.

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