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Jugendliche in Berlin Kreuzberg.
Keystone
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Literatur im Gespräch: Packende Milieu-Studien

Ernst Haffners Roman aus den 1930er-Jahren beschreibt obdachlose Berliner Jugendliche. Zadie Smiths neuer Bestseller handelt von einer Gruppe von Freunden, die in einer Sozialsiedlung in Londons Nordwesten aufgewachsen sind. Beide überzeugen durch packende Schilderungen des jeweiligen Milieus.

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Formal könnten «Blutsbrüder. Ein Berliner Cliquenroman» von Ernst Haffner und «London NW» von Zadie Smith allerdings unterschiedlicher nicht sein. Haffner, der bald nach der Niederschrift seines Buches spurlos verschwand, verstand sich vor allem als Journalist und als Anwalt jener Jugendlichen, die sich so erbärmlich durch die prekären Verhältnisse der Zwischenkriegszeit schlagen mussten. Entsprechend engagiert, manchmal auch überengagiert gerieten Haffner die Autorenkommentare.

Zadie Smith, die Bestsellerautorin, die schon in ihrem Debüt «Zähne zeigen», dem überraschenden Welthit von 2000, auf eigene Erfahrungen als Engländerin mit jamaikanischen Wurzeln rekurrierte, geht die Schilderung ihrer Protagonistinnen und Protagonisten locker und zugleich sehr ambitioniert an. Gedankenströme und fragmentarische Erzählperspektiven fächern die Biografien von Menschen auf, die einst ähnlich schwierige Startbedingungen hatten, ihr Leben dann aber unterschiedlich entschlossen in die eigenen Hände nahmen und nun doch alle in der Ratlosigkeit gestrandet sind.

Buchhinweise:

Ernst Haffner: «Blutsbrüder. Ein Berliner Cliquenroman». 260 Seiten, Metrolit Verlag

Zadie Smith: «London NW». Aus dem Englischen von Tanja Handels, 427 Seiten, Verlag Kiepenheuer & Witsch

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