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Susanna Burghartz, Historikerin, Expertin für Hexenverfolgungen und Professorin an der Universität Basel.
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Susanna Burghartz: «Die Schweiz machte die ersten Hexenprozesse»

In Glarus wird ein Mahnmal für Anna Göldi errichtet, die «letzte Hexe Europas». Ivana Pribakovic spricht mit Susanna Burghartz, Geschichtsprofessorin der Universität Basel, über Hexenverfolgungen in der Schweiz, über Justizwillkür und Lehren für die Gegenwart.

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Mit einem Schwerthieb wurde Anna Göldi geköpft am 13. Juni 1782. Sie hatte angeblich als Dienstmagd ein achtjähriges Mädchen verzaubert, so dass dieses blutige Nadeln ausspie unter Qualen. Aber eigentlich war alles anders: Die schöne Magd hatte ein Verhältnis mit ihrem Dienstherrn und musste darum sterben. «Sie hatte drei uneheliche Kinder und brachte sich immer mehr an den Rande der Gesellschaft, das wurde ihr zum Verhängnis.« In der Schweiz gab es vom 15. bis zum 18. Jahrhundert viele Anna Göldis. Auch Zwölfjährige und auch Männer wurden der Zauberei oder Giftmischerei schuldig gesprochen. Unter Folter gestanden fast alle alles. «Das Waadtland unter Berner Herrschaft war besonders brutal und eifirg in der Hexenverfolgung.» In der Schweiz wurden rund 4000 vor allem Frauen hingerichtet, viermal so viel wie in Italien. «Viele reformierte Gebiete verfolgten auch Hexen.» Das Mahnmahl in Glarus für Göldi ist umstritten. «Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass auch Obrigkeiten Fehler, Unrecht begehen können.»

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