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Carmen Bregy: Nicolas schläft
Limbus Verlag
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 34 Sekunden.
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Carmen Bregy: Nicolas schläft

Der Roman widmet sich einem Tabu-Thema: Angststörungen. Viele Leute sind davon betroffen, niemand redet darüber. Die Walliser Autorin stellt einen angsterfüllten Protagonisten in den Mittelpunkt und beschreibt sein Empfinden in virtuosen Bildern.

Es gibt so viele Ängste: Vor Spinnen, Prüfungen, vor dem Fliegen, vor Platzangst und so weiter. Die Angst von Nicolas, dem neunjährigen Protagonisten dieses poetischen Romans, ist immer da, lauert in allen Ecken, lässt ihn nicht einschlafen, bringt Herzschlag und Lebensrhythmus aus dem Takt. Er zieht sich immer mehr zurück. Eine generalisierte Angststörung bahnt sich an. Doch zu diesem Fachbegriff hat der Neunjährige natürlich keinen Bezug. Ihm ist sein Zustand so peinlich, dass er seinen Kummer mit niemandem teilt.

Kein Therapiebuch

Nicolas Eltern haben Beziehungsprobleme und merken nicht, wie schlecht es ihrem Sohn geht. Erst als er körperlich krank wird, kommt Bewegung in sein Umfeld und ohne dass das Buch ein Happy End bietet, zeigt sich schliesslich ein heller Hoffnungsschimmer an Nicolas Horizont. Das Buch will nicht erklären oder therapieren. Zwar erfährt man, wann Nicolas seine Angst zum ersten Mal richtig gespürt hat, aber nicht, warum seine Angst entstanden und so mächtig geworden ist. Man erliest die Angst in Bildern.

Wortbildmalerin Bregy

Die Autorin und Werberin Carmen Bregy (*1971 im Wallis) ist eine meisterhafte Wortbildmalerin, ob sie nun über Angst oder das Wetter schreibt. Ein Buch, das man einmal, zweimal, vielmal lesen kann und immer wieder neue Bilder und deren Tiefenwirkung erkennt und erspürt. Das Porträt eines sensiblen Jungen, der sich immer tiefer in sein Angstgefängnis zurückzieht, lässt keinen Leser kalt. Das Buch gefällt auch durch seine flüssig erzählte Geschichte. 

Leseprobe:
«Eine feine, silberhelle Linie bricht sich durch den festen Schnee in Nicolas' Kopf. Es ist ein Riss, der vor seinen Augen eine Weile zitternd stehenbleibt und die Welt vertikal in zwei Hälften trennt. Nicolas atmet ein und rennt los. Krachend donnert ein Urweltgewitter wie ein tosender Wasserfall aus Steinen in die Tiefe seiner Bauchhöhle.»

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