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Julian Schütt.
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«Frisch war für den Staatsschutz ein potenzieller Landesverräter»

Der Staat bespitzelt über Jahrzehnte seinen berühmtesten Autor und dieser ärgert sich über den Dilettantismus seiner Überwacher. Wie Max Frisch die Wut packte beim Lesen seiner Fiche, beschreibt Frisch-Biograph Julian Schütt im Tagesgespräch bei Marc Lehmann.

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«Es ist eine Art Schatten-Biographie, die hinterhältig hinter dem Rücken von Frisch erstellt wurde», sagt Julian Schütt. 100 Einträge in 40 Jahren: Der Staatsschutz hatte Frisch gründlich überwacht. Als der Weltautor Einsicht erhält in seine Fiche, unterzieht er diese einer kommentierenden Lektüre. Mit zynischen Bemerkungen macht er sich über die Spitzel und deren fehlerhaften und unbedeutenden Einträge lustig und stellt ihnen die wirklich wichtigen Ereignisse entgegen. Ignoranz als Staatsschutz?

«Frisch wusste nicht, warum er als unbescholtener Bürger bespitzelt wurde. Das ist für ihn ein Rätsel geblieben», erklärt Frisch-Biograph Schütt. Besonders empört habe sich Frisch über die Oberflächlichkeit der Staatsschützer, die ihn offenbar für einen «potenziellen Staatsfeind» hielten. Julian Schütt: «Die Staatsschützer haben nie Frischs Texte gelesen».

Frisch verfasst kurz vor seinem Tod einen letzten Text. Die bislang unveröffentlichte Schrift erscheint heute als Buch. Für Julian Schütt ist das Buch lesenswert auch, weil staatliche Überwachung im Zeitalter des Internets wieder ein Thema ist. «Frisch kann Fragen stellen, die auch heute interessieren, wenn man sich mit Überwachung auseinandersetzt.»

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