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Mitternachtsweg

Benjamin Lebert schreibt seit 20 Jahren - und ist erst 32 Jahre alt. Mit dem rotzfrechen Jugendroman "Crazy" ist er bekannt geworden und präsentiert nun seinen sechsten Roman "Mitternachtsweg" - ein einnehmender Text, der Zeile für Zeile in die Tiefe zieht - in die nachtschwarze Seetiefe.

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"Sein aufrechter Gang und der federnde Schritt verrieten sein wahres Alter nicht, wohl aber die tiefen Falten und einige Kleinigkeiten, wie der Zipfel seines farblich passenden Einstecktuchs und die goldenen Manschettenknöpfen mit dem grünen Malachit."

Dies ist einer von unzählig feinen Sätzen im neuen Buch von Benjamin Lebert. Er beschreibt damit Peter Maydell, einen Zeitungsredaktor, dem ein Manuskript zugestellt wird. Es ist von Johannes Kielland, einem jungen Mann, der eine Geschichte erzählt - seine Geschichte, aber auch eine Geschichte, die sich vor langer Zeit zugetragen hat.

"Mitternachtsweg" spielt in Norddeutschland, vor allem auf der Insel Sylt. Dort gibt es - auch in der Realität - eine "Heimatstätte für Heimatlose", einen Friedhof, auf dem bis 1907 Menschen ihre letzte Ruhe fanden, die an den Strand gespült wurden, Seeleute wohl. In der Fiktion des Buches wird 2005 aber noch ein unbekannter Toter dort begraben. Johannes Kielland will wissen, wer dieser Mann war und begegnet bei seinen Recherchen einer junge Frau, die ihn verstört, in die Vergangenheit führt und - verführt. Davon schreibt er in seinem Manuskript.

Das sechste Buch von Benjamin Lebert ist ein schöner, kostbarer Text, immer wieder philosophisch und dramaturgisch toll aufbereitet mit dieser zwar nicht neuen, aber interessanten Idee der "Geschichte in der Geschichte" - dem Manuskript also, das der Redakteur Maydell liest. Der Wahlhamburger Lebert hat sich vom Shooting Star schon lange zur festen Grösse in der Literaturwelt etabliert, er, der Autor mit den Kopf in den Weisheitswolken.

Benjamin Lebert: Mitternachtsweg
Hoffmann&Campe Verlag, 240 Seiten
ISBN: 978-3-455-40437-1

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