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Ein Höhepunkt des Films: das Gespräch zwischen Jesse (Ethan Hawke) und Céline (Julie Delpy) während eines Spaziergangs.
Rialto
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 53 Sekunden.
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Die schönste Dreierkiste der Filmgeschichte

Die «Before»-Reihe ist einmalig in der Filmgeschichte: Erstmals haben ein Regisseur, seine Hauptdarstellerin und sein Hauptdarsteller drei Spielfilme gedreht, die ihre eigenen Erfahrungen am jeweiligen Punkt ihres Lebens reflektieren. «Before Midnight», der dritte Film der Reihe, ist eine Perle.

Ihre Dialoge über die Liebe und das Leben begannen vor 18 Jahren: In «Before Sunrise» (1995) lernten sich der Amerikaner Jesse (Ethan Hawke) und die Französin Céline (Julie Delpy) im Zug kennen und verbrachten einen romantischen Tag in Wien. Zwar wollten sie sich ein halbes Jahr später wieder sehen, doch ihre Wege kreuzten sich erst neun Jahre später wieder: In «Before Midnight» (2004) flanierten sie durch Paris und entdeckten dabei ihre Gefühle füreinander aufs Neue.

Jesse und Céline sind damals zusammen geblieben. Das erfährt man nun, wiederum neun Jahre später, in «Before Midnight». Mit ihren Töchtern verbringen sie die Sommerferien in Griechenland. Und noch immer ist die Welt der Gefühle ihr Lieblingsthema. Mittlerweile hat der Alltagstrott seine Spuren hinterlassen, und es bahnt sich eine Beziehungskrise an.

Reden ist Gold
Das Faszinierendste an «Before Midnight» ist, dass der Film ganz ohne Handlung auskommt. Es gibt nur diese zwei Menschen (plus einige Nebenfiguren) die miteinander reden. Ununterbrochen. Und man sitzt als Zuschauer begeistert da und wird bestens unterhalten. Wie ist dies möglich?

Es ist möglich, weil diese Figuren lebensecht wirken. Er ist zwar Schriftsteller und sie Künstlerin, also nicht gerade 0815-Berufe, aber was sie reden und wie sie miteinander umgehen, das wirkt vollkommen authentisch, ja man ist versucht zu sagen: ehrlich.

Romantischer als Hollywood-Schnulzen
Das liegt daran, dass Julie Delpy und Ethan Hawke sich in ihre Rollen einbringen. Seit dem zweiten Film fungieren sie offiziell als Co-Autoren. Das allein ist allerdings noch keine Garantie für Erfolg. Aber offenbar stimmt die Chemie zwischen den beiden Darstellern und ihrem Regisseur und Co-Autoren Richard Linklater so gut, dass am Ende etwas Magisches entsteht.

Was mich am neuen Film am meisten berührt hat, ist, wie Ethan Hawkes Jesse trotz der angestaubten Beziehung hartnäckig an die Liebe glaubt und darum kämpft. Nicht mal wenn Julie Delpies Céline ungerecht und zickig wird, gibt er auf. Das ist hundertmal romantischer als jeder Hollywood-Kitsch und verdient stolze 5 von 6 Filmbären.

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