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Nora Zukker
SRF 3
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 27 Sekunden.
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Am Ende der Strasse

1 Motorrad. 3 Jahre. 71 Länder. 170000 km. Dylans Geschichte erinnert an Into the Wild. Zum Glück mit besserem Ende.

Im Zelt in der Wildnis Alaskas vom Schnuppern der Bären erwachen, den Sonnenaufgang am einsamen Strand von Costa Rica geniessen, in Laos Maden zum Frühstück essen, in Indonesien den Vormittag zusammen mit den Schwefelmänner im bestialischen Schwefelgestank des Vulkans verbringen und zum Mittagessen das Motorrad am staubigen Strassenrand in der Einsamkeit des australischen Outbacks flicken. Am Nachmittag von einem äthiopischen Stamm angegriffen werden und beim Eindunkeln im mexikanischen Hinterland mangels anderen Möglichkeiten das Zelt mitten auf einer Schotterstrasse aufbauen.

Dylan Samarawickrama ist mit seinem Motorrad um die Welt gefahren. Das grösste Abenteuer erlebt er, als es plötzlich keine Strassen mehr gibt. Zwischen Panama und Kolumbien liegt eine der ursprünglichsten, wildesten Gegenden unsere Planeten. Der Darien Gap ist dichter Dschungel und Heimat von Guerilla und Drogenschmugglern. Keine Strassen führen durch den undurchdringlichen Sumpf, der durch den Atlantik auf der einen und den Pazifik auf der anderen Seite begrenzt wird. Aus dem Motorrad wird ein Floss, auf dem er 650 km alleine durch den Pazifik segelte. Ohne je vorher ein Boot gebaut zu haben, ohne vorher je gesegelt zu sein.

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Leseprobe


Ich hatte eine klare Aufgabe vor mir und konzentrierte mich voll und ganz darauf: Ich werde Kolumbien erreichen! Die Angst war ein lebenswichtiger Begleiter. Wer keine Angst hat, handelt unvorsichtig und läuft Gefahr geradewegs ins Messer. Angst zu haben war gut, sie schärfte meine Sinne. Hätte ich aber auf meine Furcht und all die ängstlichen Stimmen gehört, hätte ich meine Reise und das Floos-Abendteuer nicht gewagt, hätte meinen Traum nie gelebt.

Ich fuhr alleine auf einem selbstgebauten Floss aufs Meer hinaus, weil ich seit meiner Kindheit davon geträumt hatte. Weil der kleine Junge aus Sri Lanka, ohne Schuhe und mit hungrigem Bauch, immer noch in mir drin steckte und all die Jahre nicht aufgehört hat, seinen Traum zu träumen. Und hier in Panama, wo alle Strassen endeten, hatte mich das Leben sozusagen dazu aufgefordert meinen Traum zu leben.


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Dylan Samarawickrama/ Martina Zürcher: Am Ende der Strasse
Zürcher Publishing, 352 Seiten
ISBN 978-3-9524448-0-1

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