Wie kommt Sebastian Schipper auf die verrückte Idee, einen fast zweieinhalbstündigen Film in nur einem Take zu drehen? Weil er vom Hochglanz des aktuellen Kinos weg wollte. «Das Kino sehnt sich zu Unrecht nach Perfektion», findet der Regisseur. «Mir geht es darum, Raum für das vermeintlich Nichtgelungene zu schaffen. Ich wollte den Drang, die Emotion, die Gefährlichkeit.»
Genau das bietet «Victoria». Zu Beginn setzt der Film seine jungen Protagonisten so natürlich in Szene, dass er fast dokumentarisch wirkt. Vier Berliner Kumpels treffen in den frühen Morgenstunden vor einem Club die Spanierin Victoria (Laia Costa). Der Anführer Sonne (Frederik Lau) lädt sie ein, mit ihnen weiter zu feiern.
Jugendlicher Übermut
So harmlos alles beginnt, so dramatisch entwickelt sich die Nacht. Plötzlich wird aus jugendlichem Übermut bitterer Ernst. Aus unreflektierter Abenteuerlust erklärt sich Victoria nämlich spontan bereit, bei einem Banküberfall das Fluchtauto zu fahren. Während der Morgen dämmert, dämmert es ihr, dass sie einen Fehler macht.
Nach der unbeschwerten ersten Hälfte forciert der Film das Tempo und reisst einen unerbittlich mit. Dank des erfrischend agierenden Schauspieler-Ensembles und der ungewöhnlichen Machart entwickelt «Victoria» einen Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Hammer! 5 von 6 Filmbären.