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Derek B. Miller: Ein seltsamer Ort zum Sterben (Rowohlt)
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Viermal Nein, einmal Ja.

«Norwegian by night» heisst der englische Originaltitel des Debütromans von Derek B. Miller. Klingt irgendwie romantisch - und ist darum völlig fehl am  Titelplatz.

Nein, romantisch ist das 400 Seitenwerk keineswegs. Es ist manchmal lustig, dann zum Beispiel, wenn die Hauptfigur Sheldon Horowitz, 82jährig, in New York aufgewachsen und in Oslo lebend, sein Leben reflektiert. Das tut er nämlich voller Zynismus und pinkelt der Gesellschaft ans Bein. Dramatisch ist das Buch auch.

Nein, nicht, nicht dramatisch, weil Sheldon stirbt. Auch wenn der deutsche Titel des Buches «Ein seltsamer Ort zum Sterben» daran denken lässt. Sonst wird aber ziemlich häufig gestorben. Sheldons Sohn ist tot und seine Tochter hat gerade ein Kind verloren. Die erlittenen Verluste mögen der Grund sein, warum er sich dem fremden Bub annimmt, der mit seiner Mutter vor der Türe steht.

Nein, die beiden haben nicht geklingelt. Sheldon hörte, wie ein Mann sie im Flur angebrüllt hat. Er hat Mutter und Sohn in die Wohnung gelassen, um sie zu retten. Trotzdem ist die Mutter kurz darauf tot und Sheldon mit dem Bub, den er Paul nennt, mit Boot und Traktor auf der Flucht durch Norwegen.

Nein, es ist kein Krimi. Und trotz den Stichworten «alter Mann» und «Flucht» auch kein Vol. II vom«Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand». Ähnlich ist sich nur die zeitweilige Bissigkeit der Hauptfigur.

JA!
Es ist ein originelles Buch, seinem sich windenden Plot, der ständig durchbrochenen Dramaturgie und der Mischung aus Krimi und Komödie wegen. Das Buch lesen ist ein bisschen wie saures Schleckzeug essen. Man kann nicht ganz genau sagten, was es ist, was es so gut macht. Aber es macht süchtig.

Derek B. Miller: Ein seltsamer Ort zum Sterben
Rowohlt Verlag, 400 Seiten
ISBN: 978-3-499-23086-8

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