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© Christoph Adler
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«Ida» von Katharina Adler

Als «Fall Dora» ging Ida Bauer-Adler in die Geschichte der Psychoanalyse ein: Sigmund Freud hatte sie behandelt, bis sie ihm eines Tages trotzig aus der Praxis davongelaufen war. Jetzt erzählt Katharina Adler im Roman «Ida» aus dem Leben ihrer Urgrossmutter vor dem Hintergrund einer bewegten Epoche.

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Ida Bauer entspricht keineswegs dem Klischee der braven Tochter aus gutem Hause: sie ist launisch, zuweilen auch frech, raucht intensiv und möchte so unabhängig und selbstbestimmt durchs Leben gehen wie ihr Bruder Otto, der bei den Sozialdemokraten Karriere macht. Aber die Eltern weisen das aufmüpfige Mädchen immer wieder in seine Schranken. Kein Wunder reagiert Ida mit eigenartigen Symptomen: Schwindelanfälle, Heiserkeit oder Bauchschmerzen.

Doch Sigmund Freud will in diesen Krankheiten verdrängte sexuelle Begierden erkennen und nennt Ida eine typische «Hysterikerin». Ida wäre nicht Ida, wenn sie nicht kurzerhand die Therapie abbrechen würde, weil der Psychiater «alles verdrehte, bloss, um im Recht zu bleiben».

Später heiratet Ida den brotlosen Komponisten Ernst Adler, verdient mit der Führung eines Bridge-Salons das Familieneinkommen und nimmt aktiv am Wiener Gesellschaftsleben teil. Unter den Nazis gelingt ihr, als Jüdin, dann auf einem der letzten Schiffe die Flucht von Marseille nach New York.

Fünf Jahre lang hat Katharina Adler an der Lebensgeschichte ihrer eigenwilligen Urgrossmutter gearbeitet und aus «Familienanekdoten, Fundstücken und Imagination» geschickt ein Ganzes gewoben. Konsequent subjektiv erzählt sie Idas Erfahrungen und stellt Sigmund Freuds historische Aufzeichnungen daneben. Der Roman überzeugt sowohl sprachlich wie formal und wurde u.a. für den Alfred Döblin-Preis und den ZDF-Aspekte-Preis nominiert.

Luzia Stettler hat mit Katharina Adler über die Hintergründe ihres Romans «Ida» gesprochen.

Buchhinweis:
Katharina Adler. Ida. Rowohlt, 2018.

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