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Nora Zukker
SRF 3
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«Fitness»: Facebookposts mit Tiefgang von Stefanie Sargnagel

Sie ist auf Facebook gross geworden. Jetzt hat sie den Publikumspreis beim Ingeborg Bachmann Preis bekommen. Und steht plötzlich im Blitzlicht des Feuilletons. Die junge Wienerin, die eigentlich nur ihre Ruhe, ein Dosenbier und WLAN will ist die deutsche Literaturhoffnung 2016.

«Joggen ist so geschmacklos»

Ihr Buch «Fitness» ist die Sammlung ihrer Facebookposts. Und die sollte man häppchenweise lesen. Dann sind sie wirklich stark. Die Einsichten einer 30-jährigen Frau, die an den Problemen ihrer Generation nagt. Sport findet sie nicht gut, den ganzen Fitnesswahn erst recht nicht. Stefanie Sargnagel ist aber manchmal einen Tick zu anti. Das ewige Dagegensein geht einem beim Lesen dann streckenweise doch etwas gegen den Strich.

Das eigene Leben weiterleben

Es wird sich zeigen, ob die Realness von Stefanie Sargnagel nicht drunter leiden wird, wenn sie jetzt bei einem Grossen Verlag ist für die kommenden Texte, auf Lesereise geschickt wird und in schicken Hotels absteigt und sich nun doch viel Zeit ihres Lebens im Dunstkreis des Literaturkuchens abspielen wird.
Wie sich ihre Texte dadurch verändern, wird man sehen. Das Derbe, das Widerspenstige und das Dreckige darf sie nicht verlieren, sonst ist die ganze Sargnagel-Attitüde dahin.

Stefanie Sargnagel ist wieder ein interessantes Phänomen, das man im Auge behalten sollte. Wenn Facebookposts die Befindlichkeitsliteratur 2.0 repräsentieren, dann bedeutet das auch, dass wir neue Kritiker brauchen. Kritiker, die von ihrer Vorstellung der Hochkultur Abstand nehmen und offen sind für neue Formen der Sprachakrobatik.

Auszüge aus «Fitness»

Man kann gar nicht so viel fressen, wie man sich trösten möchte.

Die romantische Liebe ist vielleicht auch nicht das Richtige für mich. Sobald ich jemanden treffe, der mich intellektuell stimuliert und dessen Geruch mich beruhigt, will ich eigentlich nur noch daliegen und zufrieden verwesen.

In der Pause gehen die Kinder alle backstage und ziehen sich eine Line Ritalin in die Nase.

Ich bin so Ghetto, mein erstes Petting war mit vier im Märzpark mit Murat auf Cola. Deine Gedichte klingen nach Matura. Was hast du in der Beuteltasche ausser Angst. Ich scheiss dir auf den Kopf und es ist deine coolste Frisur ever.

Stefanie Sargnagel
Fitness
Redelsteiner dahimène Edition
ISBN: 978-3-9503359-8-9

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