Zum Inhalt springen

Header

Audio
Die Wasserstoffperoxid-Heizung von Ruedi Müller und Robert Renfer. (Patrik Tschudin)
Patrik Tschudin
abspielen. Laufzeit 30 Minuten 53 Sekunden.
Inhalt

Die erträumte Wasserstoffperoxid-Heizung

Kommt die Chemikalie Wasserstoffperoxid mit einem so genannten Katalysator in Kontakt, zerfällt sie in Wasser und Sauerstoff. Und es wird heiss: «Der perfekte, umweltfreundliche Energieträger!», dachten zwei Tüftler aus der Ostschweiz. Und bauten eine Heizung nach diesem Prinzip.

Download

Wasserstoffperoxid (H2O2) ist ein flüssiger Ersatz für Heizöl oder Erdgas. Aber: Wenn damit geheizt wird, entsteht nichts als Wasser und Sauerstoff. Kein Rauch, kein CO2, keine weiteren Schadstoffe. In Lengwil am Bodensee bauen zwei Tüftler und Erfinder seit Jahren an einer Heizung auf der Basis dieser Chemikalie.

Ruedi Müller ist ein begnadeter Maschinenkonstrukteur, mit jahrzehntelanger Erfahrung. Robert Renfer ist technikbegeisterter Kaufmann und träumt Erfindungen. Beide sind Ende 50, Anfang 60. Mit dem richtigen Katalysator in Kontakt gebracht, zerfällt H2O2, eine durchsichtige, wässrige Flüssigkeit, in Wasser, H2O, und Sauserstoffgas, O2. Dabei entsteht Wärme.

Idee im Traum
In Müllers Werkstatt im thurgauischen Lengwil steht der Beweis, dass es gehen könnte: Eine mit Wasserstoffperoxid, H2O2, betriebene Heizung samt Radiator. Eine solche Heizung funktioniert ohne schädliche Emissionen, die sonst beim Verbrennen bei allen fossilen Stoffen anfallen.

Die Idee für die Wasserstoffperoxid-Heizung kam Robert Renfer im Traum. «Meine Ideen kommen alle aus Träumen. Die kommen einfach. Ich weiss nicht warum. Bei einem Psychiater war ich jedenfalls noch nie.» Nach einem solchen Traum, schreibt Renfer die Idee nieder und recherchiert im Internet, ob es etwas Vergleichbares bereits gibt. Das Verblüffende: Sogar die chemische Zusammensetzung des Katalysators, anhand derer er diesen dann von einem Lieferanten in China hat herstellen lassen, ist ihm im Traum eingefallen. «Ich habe keine Ahnung, wie diese komplexe, chemische Formel in meien Kopf gekommen ist», sagt Renfer dazu.

Mögliche Heizlösung für die Zukunft
Szenenwechsel. Wir gehen mit Renfer und seiner Idee zum Chemieprofessor Willem Koppenol auf den Hönggerberg, in die Science City der ETH Zürich. Koppenol ist freundlicherweise bereit, sich die Idee der H2O2-Heizung und die erträumte Formel für den Katalysator anzusehen. Was halt Willem Koppenol grundsätzlich von der H2O2-Heizung? «Die Idee ist sehr schön. Aber: Das ist teuer. Ungefähr zehn Mal teurer als Elektrizität.» Aber vielleicht ändert sich das ja in den kommenden Jahren, denn in der chemischen Forschung arbeitet man an Prozess, mit dem man Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht in Sauerstoff und Wasserstoff teilen kann. «Das Wasserstoffperoxid vom eigenen Hausdach könnte dann die Heizung antreiben», so Koppenol.

Alles in allem: Der ETH-Chemiker Koppenol hält die Idee der H2O2-Heizung unter gewissen Bedingungen für realistisch. Den Machbarkeitsbeweis haben Robert Renfer und Rudolf Müller, die unermüdlichen Tüftler und Erfinder am Bodensee, geleistet: Ein Prototyp steht in ihrer Werkstatt zur Besichtigung bereit. Es ist den beiden zu wünschen, dass ihr unkonventioneller und bisher aus dem eigenen Portemonnaie finanzierter Beitrag zu einer erdölfreien Zukunft vielleicht bald schon Früchte trägt.

Einzelne Beiträge

Zum Audio

Die erträumte Wasserstoffperoxid-Heizung

Laufzeit 8 Minuten 32 Sekunden. , Patrik Tschudin

Wasserstoffperoxid (H2O2) ist ein flüssiger Ersatz für Heizöl oder Erdgas. Aber: Wenn damit geheizt wird, entsteht nichts als Wasser und Sauerstoff. Kein Rauch, kein CO2, keine weiteren Schadstoffe. In Lengwil am Bodensee bauen zwei Tüftler und Erfinder seit Jahren an einer Heizung auf der Basis dieser Chemikalie.

Ruedi Müller ist ein begnadeter Maschinenkonstrukteur, mit jahrzehntelanger Erfahrung. Robert Renfer ist technikbegeisterter Kaufmann und träumt Erfindungen. Beide sind Ende 50, Anfang 60. Mit dem richtigen Katalysator in Kontakt gebracht, zerfällt H2O2, eine durchsichtige, wässrige Flüssigkeit, in Wasser, H2O, und Sauserstoffgas, O2. Dabei entsteht Wärme.

Idee im Traum
In Müllers Werkstatt im thurgauischen Lengwil steht der Beweis, dass es gehen könnte: Eine mit Wasserstoffperoxid, H2O2, betriebene Heizung samt Radiator. Eine solche Heizung funktioniert ohne schädliche Emissionen, die sonst beim Verbrennen bei allen fossilen Stoffen anfallen.

Die Idee für die Wasserstoffperoxid-Heizung kam Robert Renfer im Traum. «Meine Ideen kommen alle aus Träumen. Die kommen einfach. Ich weiss nicht warum. Bei einem Psychiater war ich jedenfalls noch nie.» Nach einem solchen Traum, schreibt Renfer die Idee nieder und recherchiert im Internet, ob es etwas Vergleichbares bereits gibt. Das Verblüffende: Sogar die chemische Zusammensetzung des Katalysators, anhand derer er diesen dann von einem Lieferanten in China hat herstellen lassen, ist ihm im Traum eingefallen. «Ich habe keine Ahnung, wie diese komplexe, chemische Formel in meien Kopf gekommen ist», sagt Renfer dazu.

Mögliche Heizlösung für die Zukunft
Szenenwechsel. Wir gehen mit Renfer und seiner Idee zum Chemieprofessor Willem Koppenol auf den Hönggerberg, in die Science City der ETH Zürich. Koppenol ist freundlicherweise bereit, sich die Idee der H2O2-Heizung und die erträumte Formel für den Katalysator anzusehen. Was halt Willem Koppenol grundsätzlich von der H2O2-Heizung? «Die Idee ist sehr schön. Aber: Das ist teuer. Ungefähr zehn Mal teurer als Elektrizität.» Aber vielleicht ändert sich das ja in den kommenden Jahren, denn in der chemischen Forschung arbeitet man an Prozess, mit dem man Wasser mit Hilfe von Sonnenlicht in Sauerstoff und Wasserstoff teilen kann. «Das Wasserstoffperoxid vom eigenen Hausdach könnte dann die Heizung antreiben», so Koppenol.

Alles in allem: Der ETH-Chemiker Koppenol hält die Idee der H2O2-Heizung unter gewissen Bedingungen für realistisch. Den Machbarkeitsbeweis haben Robert Renfer und Rudolf Müller, die unermüdlichen Tüftler und Erfinder am Bodensee, geleistet: Ein Prototyp steht in ihrer Werkstatt zur Besichtigung bereit. Es ist den beiden zu wünschen, dass ihr unkonventioneller und bisher aus dem eigenen Portemonnaie finanzierter Beitrag zu einer erdölfreien Zukunft vielleicht bald schon Früchte trägt.

Mehr von «Wissenschaftsmagazin»