Sigrid Rausing und ihre Geschwister verbrachten in Schweden eine unbeschwerte Kindheit, auch wenn sich ihre Situation von jener der Spielkollegen stark unterschied: Ihr Grossvater hatte die erste sterile Verpackung für Milch erfunden und ihr Vater baute «Tetra-Pak» dann zum Weltkonzern aus.
Als junger Mann kam Sigrids Bruder Hans in Indien erstmals in Kontakt mit Heroin; das war der Anfang einer bewegten Suchtkarriere, die beendet schien, als er seine Frau Eva in einer Entzugsklinik kennenlernte und sie eine eigene Familie gründeten. Aber die Drogenabhängigkeit holte sie einige Jahre später wieder ein und endete für Eva sogar tödlich. Dieses tragische Schicksal wurde von der Boulevard-Presse gnadenlos ausgeschlachtet.
«Desaster» ist die literarische Verarbeitung einer Co-Abhängigkeit: Sigrid Rausing thematisiert ihre Hilflosigkeit und Schuldgefühle; und legt sich selber Rechenschaft darüber ab, was dieses ständige Besorgtsein über Jahre mit ihr gemacht hat. Aber vor allem ist das Memoir ein Versuch, die eigene Familiengeschichte zurückzuerobern, nachdem sie von den Medien jahrelang verzerrt und polemisch dargestellt worden war.
Luzia Stettler hat Sigrid Rausing in London zum Gespräch getroffen.
Buchhinweise:
Sigrid Rausing. Desaster. S.Fischer Verlag, 2018.
Peter Teuschel. Das schwarze Schaf. Klett-Cotta, 2018.