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Jacquelines (Vanessa Paradis) Sohn Laurent (Marin Gerrier) hat sich in die gleichaltrige Véronique (Alice Dubois) verliebt.
Filmcoopi
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Liebe und loslassen

Der kanadische Regisseur Jean-Marc Vallée, der schon mit «C.R.A.Z.Y.» (2005) und «Young Victoria» (2009) überzeugte, liefert mit «Café de Flore» nun sein Meisterstück ab. Ein Liebesdrama, das noch lange nachwirkt.

Montreal, heute. Ein verheirateter Mann verliebt sich neu. Antoine (Kevin Parent) zieht aus und zu seiner blonden Rose (Evelyne Brochu). Die dunkelhaarige Mutter Carole (Hélène Florent) bleibt mit den beiden Teenager-Töchtern zurück.

Paris, 1969. Der kleine Laurent (Marin Gerrier) ist ein Sternenkind, das heisst er hat das Down-Syndrom. Und als er in der Schule zum ersten mal Véronique (Alice Dubois) trifft, ebenfalls ein Sternenkind, verliebt er sich Hals über Kopf in das blonde Mädchen.

Musikalische Souvenirs

Laurents Mutter Jacqueline (Vanessa Paradis) kommt damit nur schlecht klar. Plötzlich ist sie nicht mehr die einzige und wichtigste Person im Leben ihres kleinen Sohnes. Plötzlich müsste sie ihn etwas loslassen. Aber so leicht ist das nicht, nachdem, was sie alles für ihn geopfert hat.

Mutterliebe in der Vergangenheit, Paarliebe in der Gegenwart. Auch Carole kann ihren geliebten Antoine kaum loslassen. Sie leidet wie ein Hund. Gegenstände und Musik, insbesondere sein Lieblingssong «Café de Flore», lösen bei ihr schmerzhafte Erinnerungen aus.

Mitten ins Herz

Abseits von diesen zwei Dramen scheint Antoine ein glückliches Leben zu führen. Er sagt selber, er sei ein Glückspilz. Doch nach und nach kommen auch seine Schatten zum Vorschein. So war er offenbar einst Alkoholiker.

So banal und alltäglich diese Geschichte anmuten mag, so sehr trifft sie mitten ins Herz. Das liegt zum einen an der starken Schauspielleistung des ganzen Ensembles, allen voran von Vanessa Paradis, zum andern liegt es an der grossartigen Filmmontage.

Meisterhafte Bildcollage

Wie Jean-Marc Vallée die Geschichte der drei Frauen ineinander übergehen lässt und dabei visuelle und musikalische Verbindungen knüpft, ist schlicht und einfach meisterhaft. Es gibt Bilder und Klänge, die gehen einem nicht mehr aus dem Kopf.

Der Schrei am Anfang des Pink-Floyd-Songs «Breathe». Das Flugzeug, das auf die Sonne zufliegt und einen an eine Samenzelle auf dem Weg zur Eizelle erinnert. Und ganz zum Schluss die verblüffende Lösung des Rätsels, warum die Geschichten aus Montreal und Paris zusammengehören. Ganz genau hingucken und warten, bis der Zoom vollendet ist.

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