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Todesanzeige teurer als Erotikinserat

Todesanzeigen gehen ziemlich ins Geld: Bei grossen Schweizer Zeitungen variieren die Preise zwischen 800 und 2'100 Franken, wie ein Preisvergleich von «Espresso» zeigt. Erstaunliches ergab ein Blick in die Internet-Tarifliste des Winterthurer Landboten: Dort waren Erotikinserate (Fr. 1.26/mm) rund ein Drittel günstiger als Todesanzeigen (Fr. 1.84/mm)! «Das ist ein Fehler!», sagt Landbote-Verlagsleiter Markus Wenger auf Anfrage von «Espresso». Beim Wechsel von Zeilen- auf Millimeterpreise habe man bei den Erotikinseraten versehentlich einen falschen Tarif publiziert. Dies werde nun aber korrigiert, so dass die Todesanzeigen nicht mehr teurer seien als Erotikinserate. In der Regel kostet bei einer Zeitung eine Todesanzeige etwa gleich viel wie ein Rubrikeninserat. Dies, obwohl hinter einer Todesanzeige ja keine Werbeabsicht steckt und die Angehörigen bis zu einem gewissen Grad gezwungen sind, die Todesanzeige in einer bestimmten Zeitung aufzugeben.Geschäft mit dem Tod?Am teuersten bei den Todesanzeigen sind die NZZ und die Südostschweiz mit 2'100, bzw. 2'400 Franken für eine 12 cm hohe Anzeige. Die Südostschweiz bietet allerdings auch die Möglichkeit, Todesanzeigen nicht in der Gesamtausgabe, sondern in der Regionenausgabe zu schalten. Eine solche Anzeige kostet wesentlich weniger. Die Südostschweiz betont, solche Anzeigen seien die Regel. Bettina Schibli, Leiterin der NZZ-Unternehmenskommunikation, wehrt sich gegen den Vergleich. Berücksichtige man die Auflage und die Leserzahlen, seien die NZZ-Tarife für Todesanzeigen zwar hoch, aber nicht mehr am höchsten. Ein Geschäft mit dem Tod werde hier nicht gemacht. Landbote-Verlagsleiter Markus Wenger meint: «Auch der Tod ist nicht gratis. Beim Blumenhändler sind Blumen auch nicht günstiger, wenn sie für eine Beerdigung sind.» Weiter verweist er darauf, dass die Planung von Todesanzeigen für eine Zeitung auch ein gewisses Risiko beinhalte. Der Landbote halte jeden Tag 1-2 Seiten für Todesanzeigen frei. Blieben diese dann aus, müsse der Platz mit Füller-Inseraten gefüllt werden. Dies koste die Zeitung dann selber Geld.Da der Tarif von den Auflagen und Leserzahlen abhängig ist, sind in kleinen Regional- oder Lokalblättern und in Quartierzeitungen Todesanzeigen deutlich günstiger als in grossen Tageszeitungen. Bei Zeitungen mit Regionalausgaben kann auch nur für eine Region gebucht werden, was ebenfalls billiger ist.Für viele Zeitungen betreut der Mediendienstleister Publicitas die Todesanzeigen. Markus Bucher, bei Publicitas Publiconnect für Rubriken verantwortlich, findet die Tarife für Todesanzeigen gerechtfertigt. Hinter einer Todesanzeige stehe für die Mitarbeiter einige Arbeit: Dies gehe von Hilfen bei der Formulierung des Textes, über Buchungen in verschiedenen Zeitungen, bis zur Kontrolle, dass keine wichtigen Daten vergessen gehen.

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