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Dmitrij Kapitelman sprengt mit seinem Werk «Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters» die Genre-Grenzen
© Nadine Kunath
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«Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters» von Dmitrij Kapitelman

Dmitrij Kapitelman hat mit «Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters» ein Buch geschrieben, das sich so wenig einordnen lässt wie die Menschen, von denen es handelt: Es lässt sich lesen als Roman oder als lange Reiseerzählung oder auch als lange literarische Reportage und ist doch etwas ganz Eigenes.

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Dima Kapitelman und seine Familie durften in den Neunzigern aus der Ukraine emigrieren. Vorgesehen war ursprünglich Israel, doch dann wurden sie als sog. jüdische «Kontingentflüchtlinge» in Deutschland aufgenommen. Dort fühlen sie sich seither so wenig zu Hause wie zuvor in der Ukraine. Sie leiden unter den Neonazis und vermissen ihr Kiew. Vor allem der Vater Leonid Kapitelman macht sich immer unsichtbarer und rät auch seinem Sohn Dima, sich aus allem herauszuhalten.

Was sind sie eigentlich: Ukrainer? Deutsche? Juden? Der Sohn versucht den Vater zu überreden, für einige Wochen gemeinsam nach Israel zu reisen, in der leisen Hoffnung, dass sich dort vielleicht eine Identität oder wenigstens ein eigenes Selbstverständnis entdecken lässt. Der Vater Leonid, der als studierter Mathematiker jede Religion für Unsinn hält, lässt sich nur widerwillig darauf ein.

Der in Kiew geborene, heute in Berlin lebende 30-jährige Autor Dmitrij Kapitelman erzählt in «Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters» bewegend und zugleich irrwitzig von dieser Reise der Kapitelmans. Ein Buch, das sich so wenig einordnen lässt wie die Menschen, von denen es handelt: Es lässt sich lesen als Roman oder als lange Reiseerzählung oder auch als lange literarische Reportage und ist doch etwas ganz Eigenes.

Erkundet werden lauter aktuelle Minenfelder, geschaffen von der unstillbaren Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Sicherheit und Freiheit. Ob sie sich nun in Israel, in den Palästinensischen Autonomiegebieten, in Deutschland oder in der Ukraine befinden: Der junge Schriftsteller Dmitrij Kapitelman setzt sich diesen Minenfeldern aus – offen, kritisch und mit viel Gespür für Komik, die sich von desperaten, gewaltsamen Tatsachen nicht einschüchtern lässt.

Buchhinweis: Dmitrij Kapitelman. Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters. Hanser Berlin, 2016.

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