Zum Inhalt springen

Header

Audio
«Wie kommt das Salz ins Meer» von Brigitte Schwaiger
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 3 Sekunden.
Inhalt

«Wie kommt das Salz ins Meer» von Brigitte Schwaiger

Es war ein fulminantes Debüt, mit dem die junge Österreicherin Brigitte Schwaiger 1977 die literarische Bühne betrat. Ihr Romanerstling über das Unglück einer Ehe wurde nicht nur ein Sensations-Bestseller, sondern Pflichtlektüre für alle Beziehungsgeschädigten. Jetzt kann der Text neu gehört werden.

Mit ihrem Erstling hatte die damals 28-jährige Brigitte Schwaiger offensichtlich den Nerv der Zeit getroffen. «Wie kommt das Salz ins Meer» ist das Protokoll einer zum Scheitern verurteilten Ehe. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die irgendwo in der österreichischen Provinz zuhause ist. Von Kindesbeinen an lernt sie vor allem eines: Sich selbst zu verleugnen, um den Normen und Erwartungen einer bigotten bürgerlichen Gesellschaft zu entsprechen. Eine frühe Heirat führt keineswegs zur Befreiung, sondern steigert das Gefühl der Fremdbestimmung nur. «Ich bin nicht ich», sagt die namenlose Ich-Erzählerin, «ich bin Rolfs Frau». Es folgen eine Affäre, eine Abtreibung, Depressionen und schliesslich die Scheidung. Eine Abfolge von Dramen und Schicksalsschlägen, von denen auch die Autorin selbst nicht verschont geblieben ist. Zunächst als literarisches Wunderkind gefeiert, landete sie später, von Depressionen und Selbstmordabsichten gequält, in der Psychiatrie. Im Juli 2010 wurde Brigitte Schwaiger tot in einem Nebenarm der Donau aufgefunden.

Die österreichische Autorin und Hörspielmacherin Elisabeth Putz unternahm den Versuch, den Erfolgsroman von damals mit radiophonen Mitteln auf seine Gegenwartstauglichkeit zu prüfen. Das Resultat ist ernüchternd: Mehr als drei Jahrzehnte nach Erscheinen des Buches entfalten die offenbar zeitlosen Mechanismen von Selbstverleugnung, Repression und Unterdrückung nach wie vor ihre unheilvolle Macht. Auch wenn die von Brigitte Schwaiger dargestellte Provinz vielleicht ein bisschen weniger finster geworden ist.

Die Dramatisierung von Elisabeth Putz wurde vom österreichischen Radiopublikum zum «Hörspiel des Jahres 2012» gewählt.

Mit Valery Tscheplanowa, Corinna Kirchhoff, Michael König, Gertrud Roll, Peter Miklusz, Lucas Gregorowicz, Daniel Strässer, Sabine Haupt, Peter Knaack, Markus Meyer

Technik: Martin Leitner - Bearbeitung & Regie: Elisabeth Putz - Produktion: ORF 2012 - Dauer: 55‘

Mehr von «Hörspiel»

Nach links scrollen Nach rechts scrollen